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MultiBioKulti in Wetzikon

Der folgende Text basiert weitgehend auf einem Textbeitrag über das Projekt MultiBioKulti von Bigi Obrist vom 4. Juli 2023. Die Redaktion hat Jacqueline Cortesi übernommen.

MultiBioKulti, Wissensvermttlung an einem Workshop: Fruchtfolge bedeutet auch Bodenpflege und vorbeugender Pflanzenschutz. Foto: Bigi Obrist
MultiBioKulti, Wissensvermttlung an einem Workshop: Fruchtfolge bedeutet auch Bodenpflege und vorbeugender Pflanzenschutz. Foto: Bigi Obrist

Das Projekt MultiBioKulti

Das partizipativ angelegte Projekt «MultiBioKulti» (MBK) findet im Gemeinschaftsgarten Färberwiese in Wetzikon statt. Es hat zum Ziel, dass die Standards der biologischen und naturnahen Anbauweise vermehrt im Gemeinschaftsgarten Einzug halten. Die Eidgenössische Migrationskommission unterstützt das Projekt während zweier Jahre mit einem namhaften finanziellen Beitrag und stützt es damit auch ideell.

Der Stadtgarten Färberwiese

Wetzikon hat sich über die Zeit von einer Dörfer-Gemeinschaft zu einer Agglomeration gewandelt. Die Stadt ist damit weder wirklich urban noch ländlich. Bei der baulichen Entwicklung Wetzikons wurde den Aufenthalts-, Grün- und Begegnungsräumen in den Quartieren viel zu wenig Beachtung geschenkt. Die Stadt will jedoch in den Quartieren kleinere Begegnungs- und Erholungsräume einplanen und entsprechend gestalten (siehe Stadtgarten Färberwiese – 8620 Wetzikon).

Der Stadtgarten Färberwiese ist eine Baulandreserve der Stadt Wetzikon. Das Areal wird seit 2017 als öffentlicher Begegnungsraum im Sinne einer Zwischennutzung entwickelt und mit freiwilliger Arbeit betrieben. Ein Drittel ist als Gemeinschaftsgarten eingerichtet.

Die Stadt Wetzikon stellt die Färberwiese unentgeltlich zur Verfügung. Ausserdem unterstützt sie die Zwischennutzung mit einem jährlichen finanziellen Beitrag für den professionellen Unterhalt. Die formale Trägerschaft liegt beim Verein Wetzikontakt. Damit entlastet der Verein die freiwillig Engagierten der IG Färberwiese von der formalen Vereinsarbeit wie der Kassenführung (siehe Färberwiese: wer). Die Stadt hat mit dem Verein Wetzikontakt für die Jahre 2023 – 2026 eine Leistungsvereinbarung abgeschlossen.

Färbifescht 2023

Am 27. August 2023, wenn die Sommerferien und die Chilbi vorbei sind, findet auf der Färberwiese das Färbifescht. Ein Fest für Jede und Jeden. Die Gartengemeinschaft verwöhnt die Gäste dabei kulinarisch mit einem internationalen Buffet. An der Bar gibt es Saisonales und Bewährtes.

MultiBioKulti: Ein Gemeinschaftsgarten, kein klassischer Schrebergarten

Seit einigen Jahren entstehen vorwiegend in den urbanen Räumen der Schweiz, ergänzend zum Betrieb von Familiengärten, diverse weitere Formen des Gärtnerns: Gärten für Kinder bzw. Schulen, interkulturelle Gemeinschaftsgärten, Naschgärten, Permakulturprojekte etc.

Der Stadtgarten Färberwiese charakterisiert sich ebenfalls durch seine Gemeinschaftsorientierung. Das Gärtnern im Gemeinschaftsgarten Färberwiese ist insbesondere bei Menschen mit internationalem Hintergrund ein grosses Bedürfnis. Deshalb wurde der Gemüsegarten in drei Etappen vergrössert. Unterdessen kann er etwa zwanzig Parteien aus rund sieben Herkunftsländern aufnehmen. Es ist Bedingung, dass biologisch gegärtnert wird. Der Einsatz von Giften gegen Insekten, «Schädlinge» oder Unkraut ist verboten.

Der Gemeinschaftsgarten ist niederschwellig und weitgehend selbstorganisiert. Dadurch unterscheidet er sich von etlichen anderen interkulturellen Gärten. Deren Betrieb wird oft eng begleitet, zum Beispiel durch Fachpersonal von Hilfsorganisationen. Familiengärten wiederum erfordern oftmals hohe Investitionen (Übernahme von Infrastruktur). Dafür fehlen den Interessierten die finanziellen Mittel.

Die Rolle der Interessengemeinschaft (IG) Färberwiese

Die IG Färberwiese ist weitgehend für die operative Projektleitung des Stadtgartens, die organisatorische Verantwortung und die soziokulturelle Begleitung vor Ort zuständig. Sie initiiert über Projektgesuche den Ausbau der Angebote des Stadtgartens und treibt damit dessen Weiterentwicklung voran.

Dem Gemeinschaftsgarten Färberwiese stellt die IG die Grundlagen wie Werkzeuge, Folientunnel (als Gartenhaus) und die Bewässerung zur Verfügung. Sie übernimmt grössere Investitionen und unterstützt, wenn nötig, die Gärtnerinnen und Gärtner bei Konflikten. Für die Pflege des Werkzeugs, der Rasenmäher, der Bewässerungsanlage und für die Abfallentsorgung ist die ganze Gartengemeinschaft zuständig. Für den gärtnerischen Alltag verfügt die Gartengemeinschaft über die Einnahmen von CHF 50.00 pro Beet und Jahr. Die IG Färberwiese vermittelt das unterschiedliche Kulturverständnis von Gemeinschaft und Privatheit. Die gemeinsamen Regeln erfordern gegenseitiges Verständnis.

Wie erreicht man biologisches Gärtnern?

Während den Jahren 2023/24 soll das Projekt «MultiBioKulti» das Wissen und Anwenden des biologischen Gärtnerns im Gemeinschaftsgarten stärken. Die Eidgenössische Migrationskommission unterstützt das Projekt mit einem finanziellen Beitrag von CHF 70’000.

Grundsätzlich muss man den Gärtnerinnen und Gärtnern des Gemeinschaftsgartens das Gärtnern nicht erklären – im Gegenteil: Viele von ihnen gärtnern leidenschaftlich und bringen Kenntnisse aus ihren Herkunftsländern mit. Aber das grundsätzlich verlangte biologische Gärtnern kann weder vermittelt noch durchgesetzt werden. Der Einsatz von nicht biologisch bewilligten Mitteln gegen Insekten-/Pilz- und Unkrautdruck sowie die Verwendung von Kunstdünger ist verbreitet. Es fehlen schlicht die Kenntnisse über die biologischen Massnahmen wie z.B.:

  • Mulchen
  • Kompostherstellung
  • Fruchtfolge.
MultiBioKulti und Bodenpflege. Dazu gehören Mulchen, Gründüngung und auch Sommerdüngung.
MultiBioKulti und Bodenpflege. Dazu gehören Mulchen, Gründüngung und auch Sommerdüngung. Foto: Bigi Obrist

Themenworkshops

Eine Organisationsgruppe (OG) plant daher zusammen mit der Projektleitung und den Kursleiterinnen von Bioterra entsprechende Themen-Workshops. Die OG besteht aus der Projektleiterin und ehemaligen Gemeinderätin Bigi Obrist einerseits sowie den Gemeinschaftsgärtnerinnen und -gärtnern andererseits. Die Fachfrauen von Bioterra vermitteln an den Workshops die Inhalte. Die Teilnehmenden wenden das theoretisch Gelernte in der Folge an praxisorientierten Gartentagen selber an.

Entwicklung von Merkblättern

Mit dem Projekt soll zusätzlich auch ein Mehrwert für andere Gärten geschaffen werden: Geplant ist die Entwicklung von Merkblättern. Darin wollen die Mitwirkenden des Projekts die wesentlichen Kenntnisse zum biologischen und naturnahen Gärtnern in einfachem Deutsch und in verschiedenen anderen Sprachen verständlich aufbereiten. Diese Merkblätter sollen nach Abschluss des Projekts weiteren interessierten Schreber-, Familien- und Gemeinschaftsgärten zur Verfügung stehen.

Bigi Obrist, Redaktion Jacqueline Cortesi

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