Tipps und Fehler beim Kompostieren
Überlegst du, ob du im Schrebergarten mit dem Kompostieren anfangen möchtest? Lies diesen Beitrag und melde dich zu einer Kompostberatung an. In diesem Beitrag sagen wir dir, wie du dabei am besten vorgehst.
Kompostieren gehört zum naturnahen Gärtnern. Der Kompost liefert wertvollen, organischen Dünger. Damit steigt die Bodenfruchtbarkeit. Aber gerade Neulinge sollten die wichtigsten Tipps und die häufigsten Fehler beim Kompostieren kennenlernen. Kompostberatungsstellen und das Kompostforum Schweiz helfen weiter.
Kompostberatung durch die Gemeinden
Alles beginnt mit organischen Abfällen aus Garten und Küche. Statt sie achtlos in den Kehricht zu werfen, verwerte sie sinnvoll. Du schaffst und gewinnst damit wertvollen, natürlichen Dünger. Diesen kannst du zur Förderung des Pflanzenwachstums und der Bodenlebewesen wieder in den Boden deines Gartens einbringen. Damit schliesst du also einen natürlichen Kreislauf.
Die meisten Gemeinden bieten heutzutage eine persönliche Kompostberatung und Online-Informationen an. Im Kanton Basel Stadt kommen die Mitarbeitenden der Kompostberatung beispielsweise direkt in die von der Stadtgärtnerei verwalteten Freizeitgärten. Dort zeigen sie den Pachtenden das richtige Kompostieren vor Ort. Die Kompostberatung der Stadt Bern sowie die Gemeinden Köniz und Ostermundigen veranstalten im Frühling und im Herbst für die Einwohnerinnen und Einwohner jeweils gratis einen Einführungskurs. Dort vermitteln sie die Grundlagen des Kompostierens. Die Liste von solchen Beispielen liesse sich natülich problemlos verlängern. Es lohnt sich also, dass du dich auf der Website deiner Wohngemeinde über deren Angebote informierst.
Expertenwissen
Eine weitere gute Informationsquelle ist der Fachverband Kompostforum Schweiz. Er bietet, nebst Fachinformationen, auch Beratungen, Veranstaltungen und Lehrgänge zum Thema Kompost an. Auf der Website des Kompostforums ist beispielsweise eine Zulassungs- und Sperrliste für Grünabfuhr zum Ausdrucken abrufbar. Eine zweite Liste gibt Auskunft darüber, welche Abfälle für den Hausgarten- oder Gemeinschaftskompost geeignet sind und welche nicht.
Ich hatte die Gelegenheit, für diesen Blogbeitrag ein Interview mit Christian Henle zu machen. Er ist beim Kompostforum als Redaktor für die Zeitschrift compostmagazine zuständig und damit jemand mit viel Fachwissen.

Christian Henle über richtiges Kompostieren
Können Sie das Kompostforum kurz vorstellen?
Christian Henle: Das Kompostforum Schweiz ist ein Verein. Er setzt sich als Fachverband für die Vermeidung und Verwertung von Grüngut ein. Als Plattform für alle Verwertungsrichtungen ermöglicht das Forum den Dialog und die Meinungsvielfalt. Durch Information, Kommunikation, Publikationen, Aus- und Weiterbildungen, Studien und Projekte verfolgt das Kompostforum die Grundsätze des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit. Die wichtigsten Ziele des Kompostforums sind:
- Förderung der dezentralen Kompostierung
- Qualitätssicherung in der professionellen Grüngutverwertung
- Fachgerechte Kompostanwendung
- Förderung des Dialogs zwischen Interessensgruppen
Mitglieder sind Privatpersonen, Firmen, private und öffentliche Institutionen. Anlagebetriebe können in der Fachgruppe Kompostieranlage-Betreiber Mitglied werden. Die Jahresmitgliedschaft beinhaltet den kostenlosen Bezug der Kompost-Publikationen, 10 Prozent Rabatt auf alle Produkte, Rabatte bei Aus- und Weiterbildungen, spezielle Angebote exklusiv für Mitglieder (z.B. Laboranalyse etc.) sowie einen kostenlosen Eintrag ins Bezugsquellenverzeichnis.
Ist das Thema Kompostierung nie ausgeschöpft bzw. warum nicht?
Christian Henle: Natürlich ist das Thema Kompost nie ausgeschöpft, denn: Kompost ist ein wahrhaftiges Sackmesser. Von Boden- und Biodiversität über Anti-Littering bis zu Ernährung und Humusaufbau liegt alles drin! Industrie, Landwirtschaft und Private finden immer wieder neue Ansätze, wie Kompost eingesetzt werden oder woraus er produziert werden kann. Selbst bei einem totalen Innovationsstillstand, da bin ich überzeugt, gäbe es immer wieder Bedarf für eine fundierte Ausbildung, weil ja ständig Kompost-«Neulinge» nachrücken.
Gibt das Kompostforum auch Familien- und Gemeinschaftsgärtnenden Tipps und in welcher Form?
Christian Henle: Ja, klar. Je nach Bedarf können wir fachliche Fragen per E-Mail oder Telefon beantworten oder auch Profis vermitteln für Kompostierkurse vor Ort. Abgesehen davon liefern wir über unsere Medien (kompost.ch, Compostmagazine und Newsletter) regelmässig Tipps und Tricks zum Kompostieralltag. Speziell zu erwähnen ist unsere grosse Fragerubrik. Unsere Website gibt Antworten auf alle erdenklichen Fragen, abrufbar über eine Stichwortsuche.
Was raten Sie Neulinge vor dem erstmaligen Kompostanlegen auf der Parzelle? Bitte die drei wichtigsten Tipps.
Christian Henle:
- Dimensionierung und Standort: Wie viele Personen möchten ihr organisches Material aus Haushalt und Garten beisteuern und wie viel Kompost benötigt ihr überhaupt? Bei nur wenigen Parteien reicht ein Holz- oder Gittersilo, bei mehreren Parteien und genügend Menge Ausgangsmaterial und Platz bietet sich das Aufsetzen eines Kompostwalms an. Ein Planen des geeigneten Kompoststandorts, abgesehen von möglichen Bewilligungen der Parzelleneigentümerschaft, erleichtert das spätere Bewirtschaften.
- Verantwortlichkeiten: Ebenso ist zu klären, wer für die Bewirtschaftung übers Jahr verantwortlich ist, das heisst für das regelmässige Überwachen und Umsetzen der Rotte sowie für das Sieben und Lagern des Komposts.
- Materialmischung organisieren: Woher soll mein verholztes, woher mein nährstoffreiches Material kommen? Sind etwa Quellen für Holzhäcksel in der Nähe vorhanden? Eine ausgewogene und möglichst vielfältige Mischung zwischen kohlenstoffreichem Material (holzig, grob, trocken, z. B. Holzhäcksel) und stickstoffreichem Material (weich, saftig, z. B. Rüstabfälle aus der Küche) ist ausschlaggebend für eine gelungene Kompostierung.
Umgekehrt, was sind beim Kompostieren die drei häufigsten Fehler, die man vermeiden sollte?
Christian Henle: Der Komposthaufen ist wie unser Magen: Nur, wenn er in einer ausgewogenen Mischung, ausreichend angefeuchtet und zerkleinert sein organisches Material bekommt, kann er es gut zu Kompost umbauen.
- Der Kompost ist zu nass, erkennbar mit der Faustregel: Eine Handvoll Kompost, die in der Faust ausgedrückt wird, sollte sich anfühlen wie ein ausgedrückter Schwamm. Tritt viel Wasser aus, ist er vernässt, was das Risiko von Sauerstoffmangel und damit Fäulnisprozessen birgt, was zu Gestank führen kann. Deshalb den Kompost immer zudecken, auf eine genügend feuchte aber nicht zu feuchte Ausgangsmischung achten, Strukturmaterial wie Holzhäcksel miteinmischen und den Kompost regelmässig auf Feuchte überprüfen.
- Die Mischung des Ausgangsmaterials ist einseitig kohlenstofflastig oder dann stickstofflastig. Beispielsweise beim Hinzufügen von viel Rasenschnitt auf einmal kann dieser anfangen zu gären und zu stinken. Deshalb wird das Material am besten vor dem Hineingeben zu gleichem Volumen mit möglichst anderen organischen Bestandteilen gemischt (d. h. feuchtes mit trockenem, grobes mit feinem).
- Das Ausgangsmaterial wird vor dem Hineingeben zu wenig zerkleinert. So dauert es länger, bis es von den Mikroorganismen aufgeschlüsselt werden kann. Abhilfe schaffen ein Zerkleinern aller Materialien auf mindestens Fingerlänge, ein gutes Mischen und ein nur oberflächliches Einkratzen in den Kompost (kein Unterpflügen). Im oberen Bereich des Kompostes ist die biologische Aktivität am stärksten.
Welche Vor- oder Nachteile hat im Schrebergarten ein Gemeinschaftskompost gegenüber einem Einzelkompostdepot?
Christian Henle:
Vorteile: Es kommt mehr und vielleicht auch vielfältigeres organisches Material zusammen. Mit dem Ansetzen eines grösseren Volumens an Material, das aus verschiedensten organischen Bestandteilen besteht, kommt die Rotte besser zustande. Weiter können die Pflegearbeiten (regelmässiges Prüfen von Feuchte und Beschaffenheit des Komposts, periodisches Durchmischen des Komposts, Aussieben des Frisch- oder Reifkomposts) auf mehrere Personen aufgeteilt werden.
Nachteile: Das Risiko von Verunreinigungen des Komposts mit ungeeigneten Materialien (z. B. krankheitsbefallene Pflanzenteile, stark salzhaltige gekochte Speisereste, Fremdstoffe wie Plastik) steigt mit der Anzahl Beteiligter. Gute Kommunikation, zum Beispiel durch das Aufhängen einer Positivliste mit geeigneten Materialien, kann dem entgegenwirken. Und zu Mehreren wird der Kompostplatz zum Treffpunkt.
Gibt es etwas, das Sie unbedingt auch noch über das Kompostieren sagen möchten?
Christian Henle:
Das Kompostieren erfordert etwas Übung, macht sich aber mit wunderbarem, feinkrümeligem Kompost bezahlt – Kompostieren erdet einfach!
Besten Dank Christian Henle für dieses Interview.
Was hast du beim Kompostieren erlebt?
Teile deine Erfahrungen beim Kompostieren mit anderen. Gib deine persönlichen Tipps weiter. Wir warten gespannt auf deinen Kommentar.