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Forsche über alte Bohnensorten in Deinem Garten

Erwecke alte Bohnensorten zum Leben

Pflanzen, die in den letzten Jahren noch gut gedeihten, können den zunehmenden Hitzeperioden und Trockenheit nur noch mit Mühe standhalten. In einer heisseren und trockeneren Zukunft würde die Gartenbohne Maxi, eine Buschbohne, kaum überleben. Das merken auch Gartenfreundinnen und -freunde sowie Lebensmittelproduzenten. Deshalb suchen Wissenschaftler:innen nach Sorten, die mit den klimatischen Veränderungen besser umgehen können. Aber wo findet man diese Bohnen?

Die wenigen Hochleistungssorten an Bohnen und anderen Arten, die heute auf den Feldern angebauten werden, entsprechen nicht mehr der Vielfalt der bekannten und erhaltenen Bohnensorten. Die zunehmende Monokultur birgt Risiken. Wenn es immer weniger Sorten einer Art gibt, steigt auch das Risiko, dass bei einem Krankheitsbefall einer Sorte die Auswirkungen wie Missernten entsprechend grösser ausfallen. Es gilt also, den verengten Genpool wieder aufzufrischen und eine höhere Biodiversität wiederherzustellen.

Mach mit beim europaweiten Forschungsprojekt

Wie auch Du an einem spannenden und europaweiten Experiment teilnehmen kannst, erfährst Du am Ende dieses Beitrags. Du bekommst Samen von sechs alte Bohnensorten und ziehst diese in Deinem Garten (oder Balkon, Terrasse, etc.) auf. Dabei berichtest Du über die verschiedenen Stadien von der Aussaat bis zum Ernteerfolg und dem Geschmack der Bohnen. Dafür gibt es sogar eine eigene App. Update: Der Anmeldeschluss ist um 2 Wochen verlängert bis zum 15. März 2024.
Mach mit bei der Forschung zu alten Bohnensorten des Citizien Science Experiments INCREASE. Eine solche Vielfalt an Bohnen ist auch einfach schön anzuschauen. Vielleicht ist ja eine dieser Sorten genau in DEINER Samenpackung dabei? Foto: Mit freundlicher Erlaubnis von Dr.  Kerstin Neumann, Leibniz-Insitut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung, IPK
Mach mit bei der Forschung zu alten Bohnensorten des Citizien Science Experiments INCREASE. Eine solche Vielfalt an Bohnen ist auch einfach schön anzuschauen. Vielleicht ist ja eine dieser Sorten genau in DEINER Samenpackung dabei? Foto: Mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kerstin Neumann, Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung, IPK.

IPK – Das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

Das genetische Backup zahlreicher Bohnensorten lagert am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben, Sachsen-Anhalt bei minus 18 Grad Celsius. Über 8.000 Bohnensorten und andere Hülsenfrüchte sind in Gläser abgefüllt und mit Nummern versehen. Ein enormes Potential! Nur kann es nicht voll genutzt werden, wenn man nicht weiss, welche Bohnen daraus wachsen und wie sie unter verschiedenen klimatischen Bedingungen gedeihen. Selbst der Geschmack mancher alter Bohnensorten ist nicht immer überliefert und dokumentiert. Das ändert sich nun mit dem Citizien Science Experiment INCREASE.

Die Genbank des IPK

Die Bundeszentrale Ex-Situ-Genbank zählt sowohl aufgrund ihrer botanischen Vielfalt als auch aufgrund des Sammlungsumfangs zu den weltweit grössten Sammlungen. Der Bestand umfasst 151.348 Akzessionen aus 92 Pflanzenfamilien mit 758 Gattungen und 2.912 Arten.

Dr. Kerstin Neumann vom IPK betreut seit 2020 das europaweite Citizien Science Experiment INCREASE, das dieses Jahr in die vierte Runde startet und noch bis 2025 weitergeführt wird. In 27 europäischen Ländern dokumentieren Freiwillige das Wachstum von insgesamt 1.000 alten Gartensorten. Im Idealfall kann der Genpool der heute genutzten Sorten mit bisher unbekannten hitzeresistenten Sorten gekreuzt werden, sodass die Nahrungsgrundlage der Bevölkerung auch in einer trockeneren Zukunft sichergestellt ist.

Beim Citizien Science Experiment INCREASE soll zudem getestet werden, ob auch die Bürgerinnen und Bürger, also wir alle, alte Sorten erhalten können. Im Projekt wurde dafür eine eigene App entwickelt und somit die notwendige Infrastruktur geschaffen. Mit dieser App können alle einfach am Projekt teilnehmen und ein Stück weit zu Forschenden werden.

Projektleiterin Dr. Kerstin Neumann steht mit einem Glas Bohnen in der Kältekammer des Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben, Sachsen-Anhalt. Insgesamt lagern über 8.000 verschiedene Bohnensorten in der Genbank. Das Regal 7 im Hintergrund mit 3 Reihen in der Tiefe trägt geschätzt gut 1.000 Gläser. Foto: Mit freundlicher Erlaubnis von Dr.  Kerstin Neumann, Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung, IPK
Projektleiterin Dr. Kerstin Neumann steht mit einem Glas Bohnen in der Kältekammer des Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben, Sachsen-Anhalt. Insgesamt lagern über 8.000 verschiedene Bohnensorten in der Genbank. Das Regal 7 im Hintergrund mit 3 Reihen in der Tiefe trägt geschätzt gut 1.000 Gläser. Foto: Mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kerstin Neumann, Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung, IPK.

Woher stammen die verwendeten Bohnen?

Die Bohnensamen stammen ursprünglich von den Feldern der lokalen Bauern. Es geht also darum, die natürliche Arten Vielfalt wiederherzustellen bzw. zu erhalten. Ausserdem könnt ihr bei der Entwicklung neuer Sorten durch Kreuzung und Auswahl bestimmter Varianten beitragen.

Das Projekt – Dein Beitrag

Die Motivation

Der Schweizer Familiengärtner-Verband SFGV ist Partner des Citizien Science Experiment INCREASE. Ein Blick auf die Karte der Teilnehmenden genügt, um zu sehen, dass die Schweiz bisher nur in kleiner Anzahl vertreten war. Während Italien zahlreiche tiefrot gefärbte Farbtupfer aufweist, wobei jeder einzelne Tupfer für 48 bis 149 Teilnehmende steht, ist die Schweiz eher hellgelb und weiss. Die Anmeldungen für Runde 4 laufen generell sehr gut – aber auch hier sind nur 13 Teilnehmer von 3205 (Stand 29.1.2024) aus der Schweiz. Das wollen wir ändern. Hilf mit, wertvolle Daten zu alten und zum Teil vergessenen Bohnensorten zu erheben.

Update vom 1. März 2024: Es gibt nun bereits 159 Anmeldungen aus der Schweiz! Vielen Dank an alle Teilnehmenden. Und der Anmeldeschluss wurde um 2 Wochen verlängert: Deadline für die Anmeldung ist neu der 15. März 2024.

Diese Grafik zeigt die Teilnehmerländer zum INCREASE CSE Projekt, Stand 2023. Das Projekt findet in zahlreichen Ländern in ganz Europa statt. Auch die Schweiz war dabei. Für die Runde in 2024 sucht INCREASE aber noch ein paar mehr Teilnehmer aus der ganzen Schweiz.
Diese Grafik zeigt die Teilnehmerländer zum INCREASE CSE Projekt, Stand 2023. Das Projekt findet in zahlreichen Ländern in ganz Europa statt. Auch die Schweiz war dabei. Für die Runde in 2024 sucht INCREASE aber noch ein paar mehr Teilnehmer aus der ganzen Schweiz.

Die Registrierung über die INCREASE CSE App

Was Du brauchst ist ein Smartphone mit Kamera, etwas Platz (Garten, Terrasse, Balkon, etc.) und die Bereitschaft Dich überraschen zu lassen. Mitmachende erhalten klare Anweisungen, wie die Daten erhoben werden. Die Daten beschreiben z.B. Farbe, Krümmung, oder das Wachstum der Bohnen. Die APP erklärt jeden Schritt.

Hier findest Du die Anleitung zur INCREASE Citizen Science Experiment App (kurz CSA). CSE steht dabei für Citizen Science Experiment (das CSE Projekt) und CSA für Citizen Science Experiment App (die App zum CSE Projekt)

  1. Du kannst die App direkt hier herunterladen. Installiere die App:
INCREASE CSA App
  1. Starte die App und registriere Dich mit Namen und gültiger E-Mail Adresse. Erstelle dabei ein Passswort. Du erhältst eine E-Mail zur Bestätigung Deiner Registrierung. Öffne den Bestätigungslink in der E-Mail.
  2. Starte die App und melde Dich an.
  3. Klicke auf das Hamburger-Menü (das Symbol mit den drei Linien) und wähle Anmeldung CSE Runde 4.
INCREASE CSA Menü
  1. Klicke auf Anmeldung für neue Teilnehmer – das gilt bitte wirklich nur für neue Teilnehmer, um die Ergebnisse später nicht statistisch zu verfälschen.
  2. Gib Deine Daten inklusive Adresse an wo Du die Bohnen setzen wirst, und wohin die Bohnensamen geliefert werden sollen. Wähle aus, wo Du die Bohnen setzen möchtest:
    • Feld
    • Garten
    • Terrasse
    • Balkon
    • Gewächshaus / innen (Man kann weiter unten sogar explizit einen Schulgarten anmelden.)
  3. Etwa zwei Wochen nach Anmeldeschluss werden die Samen für Dich ausgewählt und Du musst das sogenannte SMTA in der App akzeptieren. SMTA steht für Standard-Materialtransferabkommen (SMTA). Das ist nötig für den “Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen”. Alle Details findest Du auf der INCREASE Website unter SMTA.

Die Durchführung – wie geht es weiter?

Alle Teilnehmenden erhalten sechs Beutel mit Bohnensamen. Zusätzlich erhalten sie ein Kontrollset mit Farbkeil und Grössenraster. Die Samen sind mit einer Sortenbezeichnung und dem erwarteten Wuchstyp (Busch- oder Stangenbohne?) und wenn bekannt den Sortennamen. Ein Ziel der Dokumentation ist es die Populationskultur zu untersuchen und so Verwandtschaftsverhältnisse nachzuverfolgen. Die genetischen Merkmale geben Einsicht in die Abstammungsverhältnisse.

Es gibt drei unterschiedliche Teilnahmestufen, Basic, Medium, Expert.

  • In der Stufe Basic erfasst Du hauptsächlich den Aussaatplan und die Phasen Aussaatdatum, Pflanzenwachstum (Pflanzentod), Blühbeginn, Tag der Ernte, Foto von Hülse und Samen.
  • In den Stufen Medium und Expert kommen noch weitere beobachtete Merkmale hinzu, beispielsweise Blattform, Blattfarbe, Blütenfarbe, usw.

Auf der Website von INCREASE findest Du eine genau Übersicht mit allen Details zu den drei CSE Teilnahmestufen.

Für zahlreiche mögliche Fragen hat INCREASE diese FAQ-Liste zusammengestellt. Explizit betonen möchten wir Frage 7 aus diesen FAQ:

Enthalten die im Experiment verwendeten Bohnensamen gentechnisch veränderte Organismen (GVO)?

“Keiner der im Experiment verwendeten Bohnensamen enthält gentechnisch veränderte Organismen (GVO). Die für den CSE verwendeten Bohnensamen sind alte Bohnensorten, die in sogenannten Genbanken gelagert wurden. Genbanken sind Einrichtungen, die auf die Sammlung, Erhaltung und Nutzung des genetischen Materials bestimmter Pflanzenarten spezialisiert sind.” Quelle: INCREASE FAQ, Frage 7.

Warum INCREASE?

Wenn man die alten Sorten verliert, können die Gene der aktuellen Sorten nicht aufgefrischt werden. Deshalb finanziert das EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 das Millionenprojekt INCREASE. Als Teil des Citizen Science Experiments CSE kannst Du in deinem Garten wichtige Daten zu Wachstum, Aussehen und Geschmack einiger alter Bohnensorten erheben. Mit der Bereitschaft, den Bohnen einen Platz in Deinem Garten zu geben und ihr Wachstum per App zu dokumentieren, leistest Du einen wertvollen Beitrag.

Spass an der Forschung und dem Experimentieren

Aber auch den Spass am Experimentieren möchten die Wissenschaftler fördern. So gibt es z.B. eine deutsche Facebook-Gruppe INCREASE Citizen Science Experiment – DEUTSCH. Dort könnt Ihr Euch mit anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern verbinden und austauschen.

Und ganz wichtig: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IPK benötigen zu den Bohnen nur bestimmte Merkmale und Fotos, die ihr über die App direkt erfasst. Die Bohnen selbst dürft ihr natürlich behalten und z.B. selber essen.

Bei Kerstin Neumann schaut auch Kater Mo zu den Buschbohnen. Auf dem Bild seht ihr, dass es gar nicht so viel Platz für das Experiment benötigt. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Kerstin Neumann
Bei Kerstin Neumann schaut auch Kater Mo zu den Buschbohnen. Auf dem Bild seht ihr, dass es gar nicht so viel Platz für das Experiment benötigt. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Kerstin Neumann.

Alle weiteren Infos und Details findest Du direkt auf der Seite von INCREASE: https://www.pulsesincrease.eu/de/experiment/instructions-and-tutorials

Im Namen des Vorstands des SFGV danken wir allen Teilnehmenden aus unseren Reihen.

Wir wünschen Euch jetzt schon viel Erfolg beim grossen Projekt und eine gute Ernte mit möglichst schmackhaften Bohnen!

Rahel Meier & Dirk Rahnenführer

10 Gedanken zu „Forsche über alte Bohnensorten in Deinem Garten“

  1. Finde ich richtig gut. Bin zwar von der Schweiz nach Österreich gezogen und mache jetzt für die Ösis mit, aber es ist ein wirklich schönes Projekt.
    Lg weiter so, wäre auch schön für andere Gemüsesorten wie Linsen, Tomaten, Peperoni usw.

    Antworte auf Michele
    • Hallo Demicran, ich betreue das Experiment von der wissenschaftlichen Seite aus. Wir arbeiten zwar auch mit Linsen im Gesamtprojekt aber der Teil des Bürgerexperiments richtet sich erstmal nur auf die Gartenbohne. Das ist quasi ein Modellprojekt, was später auch auf andere Kulturen übertragen werden kann – aber nicht mehr innerhalb unseres Projektes. Liebe Grüße

      Antworte auf KerstinNeumann
  2. Hallo!
    Diese Aussage (unter FAQ) irritiert mich ein wenig:
    “…Allerdings wurden nicht alle in der INCREASE CSE-Kollektion enthaltenen Sorten speziell für den Verzehr als grüne Bohne ausgewählt. Es ist immer noch gesund, die grünen Schoten dieser Sorten zu kochen und zu essen, es schmeckt nur vielleicht nicht so gut. ”
    Ich möchte den Platz in meinem Garten eigentlich schon für essbares Gemüse verwenden… Wie ist denn das genau? Man muss ja auch nirgends Geschmack und Essbarkeit beurteilen, aber dafür am Ende das Gesamtgewicht der Samen angeben.
    Also doch nicht essen?
    Danke für die Antwort!
    Meni

    Antworte auf Meni
    • Hallo Meni,
      das ist ein kleines Mißverständnis. Allles ist essbar – aber es gibt ja unterschiedliche Verwendungszwecke für Bohnen. Manche sind am besten zu nutzen als grüne Bohnen oder gelbe Bohnen, andere nutzt man als “Trockenbohnen” für Salate, für Suppen oder andere Gerichte. Da alles Sorten aus der Genbank sind und diese Informationen zum Verwendungszweck nicht mitgesammelt wurden, ist so etwas leider nicht bekannt. Du hast aber richtig erkannt, dass man auch etwas ernten soll und dies in der App angeben – die Bürger sollen die alten Sorten durch Nutzung erhalten daher muss man natürlich etwas zur Saatgutgewinnung übrig lassen. Man kann sicher im ersten Jahr nur bedingt kosten und ausprobieren, da man auch nur 10 Samen pro Sorte erhält. Wir möchten aber vor allem für die weitermachenden Bürger (die haben ihr Saatgut dann hochvermehrt) noch einen Abschnitt in der App einbauen, wo man dann berichten kann, wofür sich die Sorte eignet – oder eben nicht. Lg

      Antworte auf Kerstin Neumann

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Luftbildaufnahme vom Familiengarten-Verein Birsfelden und der angrenzenden Autobahn.

Wir gratulieren dem Familiengarten-Verein Birsfelden zum Erhalt ihrer 145 Familiengärten! 😀

Nach mehreren Jahren der Ungewissheit, der Angst und des Frustes für die Familiengärten in Birsfelden kam am 24. November 2024 das Aus für den Rheintunnel. Das Schweizer Stimmvolk hat sich mehrheitlich gegen die sechs Autobahnausbauprojekte ausgesprochen. Damit ist auch der Rheintunnel zumindest für das nächste Jahrzehnt vom Tisch. Die drei Freizeitgartenareale in Birsfelden bleiben entgegen allen Erwartungen somit bestehen.

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