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Brombeeren

Vom Anpflanzen bis zum Verarbeiten

Die Saison für Brombeeren dauert bei uns in der Schweiz, je nach Sorte und Standort, ungefähr von Juni bis anfangs Oktober. Heute gebe ich euch einige Informationen zu diesen edlen, meistens schwarzen Beeren. Die Tipps reichen von Ratschlägen zum Anpflanzen bis hin zur Aufbewahrung und Verarbeitung. Und ein feines Rezept für Joghurt-Musse mit Brombeermark ist auch dabei – leicht, luftig und schnell zubereitet.

Gesund und wohlschmeckend

Jede der zahlreichen Teilfrüchte einer einzelnen Beere besteht aus der Aussenhaut und einem Kern («Stein»). Botanisch gehören Brombeeren daher zu den Sammelsteinfrüchten. Im Stein befindet sich der Same der Brombeere. Reife und süsse Früchte kannst du leicht pflücken. Sie fallen dir fast schon von alleine in die Hand. Beim Pflücken gibt es gegenüber den Himbeeren den Unterschied, dass der Blütenboden auch bei einer reifen Brombeere mitkommt. Er ist nämlich mit der Frucht verwachsen.

Brombeeren kannst du auf die verschiedenste Art und Weise verarbeiten oder sie auch einfach direkt vom Strauch in deinen Mund befördern. Das schmeckt himmlisch. Die Brombeeren enthalten Antioxidantien und ziemlich viel Vitamin C. Nebst weiteren Vitaminen liefern sie verschiedene Mineralstoffe wie Eisen. Der Wasseranteil beträgt pro 100 g etwa 88 g, der Zuckeranteil rund 5 g. Brombeeren sollen auch gut sein für die Fettverbrennung.

Brombeersaft wird bei Heiserkeit eingesetzt. Die Brombeerblätter gelten als Heilpflanze. Ein Brombeerblätter-Tee kann gegen leichten Durchfall helfen. Bei Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenraum kannst du mit erkaltetem Brombeerblätter-Tee gurgeln oder den Mund spülen. Der Tee wirkt entzündungshemmend.

Die Beeren sind roh eine gesunde, feinschmeckende und ballastreiche Zwischenmahlzeit. Du kannst daraus vielseitige Desserts kreieren oder sie als Sauce zu Wildgerichten servieren. Weitere Verwendungsmöglichkeiten sind Konfitüre, Gelee, Sorbet, Sirup und Smoothies. Je nach Zubereitung reichern sich allerdings auch die Kalorien an ….

Brombeeren aufbewahren

Wenn du Brombeeren nicht rasch verbrauchst, wirst du leider bald bemerken, dass sie schnell ungeniessbar werden. Umgekehrt ist wichtig zu wissen, dass Brombeeren nach dem Pflücken nicht mehr nachreifen!

Ausgereifte Früchte sind dunkel und eher matt, nicht mehr so glänzend. Beginnt die Beere zu schimmeln, ist sie nicht mehr geniessbar. Gleiches gilt bei Verfärbungen oder auslaufendem Saft. Dies kann ein Anzeichen für einen Pilzbefall sein.

Im Kühlschrank kannst du die Brombeeren maximal eine Woche bei 0 bis 2 Grad Celsius aufbewahren. Es ist aber trotzdem besser, sie nicht länger als ein bis zwei Tage im Kühlschrank zu lassen. Je weniger sich Beeren dabei berühren, desto besser. So stecken sie sich nicht gegenseitig mit Schimmel an. Breite sie daher beispielsweise auf einem Teller mit genügend Distanz zwischen den einzelnen Früchten aus.

Wasche die Beeren auf keinen Fall zum Voraus. Sie sollen trocken in den Kühlschrank, sonst beginnen sie noch rascher zu schimmeln. Gut zur Aufbewahrung eignet sich das Gemüsefach deines Kühlschranks. Da die Früchte druckempfindlich sind, solltest du sie nicht unter fliessendem Wasser reinigen, sondern ins stehende Wasser eintauchen, unter Zuhilfenahme eines Siebs.

Nicht selber ausprobiert habe ich den folgenden Ratschlag: Lege die Brombeeren für einige Minuten in ein Essigbad, um ihre Haltbarkeit zu verlängern. Mische dabei in einer Schüssel oder Pfanne ein Teil (1 Tasse oder 1 Esslöffel) hellen Essig und drei (gleiche) Teile laufwarmes Wasser. Wasche die Beeren danach mit reinem Wasser und trockne sie sanft. Das geht ideal mit Hilfe eines Küchenpapiers.

Im Tiefkühlschrank halten die Beeren bestimmt ein Jahr. Aber auch hier gilt: Vor dem Einfrieren sollten die Beeren trocken sein. So vermeidest du Frostschäden. Später hilft langsames Auftauen, damit die Früchte nicht matschig werden. Willst du die Brombeeren nicht als «gefrorenen Klotz» aus dem Tiefkühlgerät nehmen, solltest du die Beeren vorgefrieren. Breite sie hierfür auf einem Tablett oder Teller mit etwas Abstand untereinander aus. Schiebe das Tablett für eine Stunde in die Tiefkühltruhe. Fülle die Beeren anschliessend um in ein Tiefkühlgefäss oder einen Gefrierbeutel. Berücksichtigst du dieses Vorgehen, frieren die Beeren später nicht aneinander fest.

Brombeeren anpflanzen

Kreuzungen bringen immer wieder neue Brombeersorten hervor. Es gibt wilde Brombeeren, solche mit roten statt schwarzen Früchten, aufrechtwachsende oder rankende Sorten, aber auch dornenlose oder immergrüne Sorten. Zur Sortenwahl lass dich am besten durch Fachspezialisten beraten.

Grundsätzlich kannst du heute, wo die meisten von uns eine Pflanze mit Wurzelstock im Fachhandel erwerben, Brombeeren während der ganzen Gartensaison anpflanzen. Trotzdem eignet sich der Herbst zum Anpflanzen besonders gut. Denn in diesem Fall treibt die Pflanze schon im kommenden Frühling zeitig aus. Hast du in deinem Garten genug Platz zur Verfügung, so kannst du frühe und spätere Sorten anpflanzen. Dadurch verlängerst du deine persönliche Brombeersaison.

Brombeeren sind zwar nicht anspruchsvoll, bevorzugen aber doch eher mittelschwere, durchlässige und leicht saure Böden sowie windgeschützte Standorte. Bevor du die Pflanze in den tiefgründig gelockerten Boden stellst, wässere den Wurzelballen durch kurzes Eintauchen in einen Wasserbehälter (nicht im Brunnen, damit das Brunnwasser sauber bleibt). Die ausgehobene Pflanzengrube sollte doppelt so gross wie der Wurzelballen sein. Die obere Fläche liegt dabei ungefähr 5 cm tiefer als der gewachsene Boden. Füge besonders bei schweren Böden ein wenig gut verrotteten Kompost zur ausgehobenen Erde hinzu, bevor du das Loch mit dieser Mischung wieder auffüllst.

Nach dem Angiessen kannst du im Pflanzenbereich nochmals etwas reifen Kompost (ca. 2 bis 3 Liter pro m2) ausbringen. Indem du rund um die Pflanze Rindermulch ausbringst, bleibt dein Boden auch im Sommer länger feucht. Für kriechende Brombeersorten brauchst du eine Rankenhilfe. Für schwächer wachsende Sorten eignet sich die Fächer-Erziehung, bei stärker wachsenden Sorten solltest du die Palmetten-Erziehung anwenden (je drei Ruten einzeln waagrecht nach rechts und links anbinden).

Ein Brombeerstrauch in einem Familiengarten Anfang August.
Ein Brombeerstrauch in einem Familiengarten Anfang August. Bild: Dirk Rahnenführer

Ruten schneiden

Nach Abschluss der Ernte im Herbst musst du die abgetragenen Ruten über dem Boden wegschneiden. Belasse nur vier bis fünf Jungruten. Falls du nicht alle verbleibenden Ruten am Rankengerüst festbindest, bilden die auf dem Boden aufliegenden Pflanzen Wurzeln. Die daraus spriessenden Neupflanzen beginnen dann die bestehenden zu verdrängen. Die Geiz- bzw. Seitentriebe, die sich in den Achseln der Jungtriebe bilden, schneidest du auf drei Augen zurück.

Wilde Brombeeren in deinem Garten entfernen

Wild gewachsene, unerwünschte Brombeeren in deinem Garten kannst du nur in mühsamer Handarbeit entfernen. Schütze dich dabei mit geeigneten Kleidern und Handschuhen vor den Stacheln. Sie sind ein typisches Merkmal wilder Sorten. Schneide im ersten Arbeitsgang die Pflanze bis auf 20 cm über dem Boden zurück. Im zweiten Arbeitsgang stichst du den Boden mit einem scharfen Spaten Stück für Stück ab, bis du die Pflanze zusammen mit den Wurzeln aus der Erde herausziehen kannst.

Armenische Brombeeren fallen unter das Umgangsverbot

Vielen Freizeitgärtnerinnen und -gärtnern ist die Armenische Brombeere bekannt. Ihre Früchte sind nämlich ebenfalls essbar. Diese Brombeeren gehören aber zu den gebietsfremden Pflanzen mit invasivem Verbreitungspotenzial. Es ist eine jener Pflanzen, für die ab bzw. seit dem 1. September 2024 ein Umgangsverbot besteht. Solche Pflanzen dürfen nicht mehr in die Schweiz importiert oder hier weitergegeben werden. Die Pflege bei Privatpersonen bleibt aber erlaubt. Pflanzen, die bereits in einem Familiengarten vorhanden sind, betrifft das Verbot also nicht. Achtet aber in eurem Verein darauf, dass diese Pflanzen bei einem Pächterwechsel entfernt werden.

Rostpilz und andere Pflanzenkrankheiten bei Brombeeren

Von Rostpilzen sind vor allem die Ruten und Blätter der dornenlosen Brombeersorten betroffen.  Auf der Blattoberseite bilden sich auffällige dunkelrote Flecken.

Das Hortipendium liefert dir die Schadbilder, damit du daraus schliessen kannst, an welcher Krankheit deine Brombeeren leiden.

Was sind Deine Erfahrungen mit Brombeeren?

Welche Erfahrungen hast DU mit Brombeeren gemacht? Es wäre toll, wenn du unten von deinen persönlichen Erfahrungen berichten würdest.


Joghurt-Mousse mit Brombeermark

Rezept für Joghurt-Mousse mit Brombeermark, Zutaten für fünf Personen: leicht, luftig und schnell zubereitet.
Joghurt-Mousse mit Brombeermark in Dessertschalen
Vorbereitungszeit 15 Minuten
Zubereitungszeit 20 Minuten
Ruhezeit 5 Stunden
Gesamtzeit 5 Stunden 35 Minuten
Gericht dessert, Nachspeise
Küche Einheimisch
Portionen 5 Personen

Zutaten
  

  • 2.5 Blatt Gelatine
  • 380 gramm Brombeeren Davon 5 Brombeeren für die Dekoration zurückbehalten.
  • 5 Esslöffel Puderzucker
  • 500 gramm ungezuckerter Naturjoghurt Davon drei Esslöffel getrennt halten.
  • 250 gramm Vollrahm

Anleitungen
 

Vorbereitung

  • Zuerst die Blätter der Gelatine voneinander getrennt während fünf Minuten im kalten Wasser einweichen.
  • Den Rahm steif schlagen.
  • Einige Kaffeelöffel davon abschöpfen und im Kühlschrank bis zum Dekorieren des Desserts aufbewahren.

Zubereitung

  • Die Brombeeren mit einer Gabel zerdrücken.
  • Puderzucker hinzugeben
  • Die Masse kurz aufkochen.
  • Diese Fruchtmasse anschliessend durch ein feinmaschiges Sieb streichen. Auf diese Weise gewinnst du das Fruchtmark ohne Kerne.
  • Gelatine ausdrücken und mit drei Esslöffel Jogurt verrühren. Diese Gelatinemischung erwärmst du langsam, bis sich die Gelatine ganz aufgelöst hat. Abkühlen lassen.
  • Fruchtmasse mit dem restlichen Joghurt verrühren.
  • Zitronensaft und das Mark der ausgekratzten Vanilleschote einrühren.
  • Die abgekühlte Gelatinemischung unter die Frucht-Joghurtmasse heben.
  • Zum Schluss auch noch den Schlagrahm unterheben.

Kaltstellen und Dekorieren

  • Das Brombeermousse in Dessertschalen oder Joghurtgläsern während mindestens fünf Stunden im Kühlschrank kaltstellen.
  • Vor dem Servieren mit dem beiseite gestellten Schlagrahm und einer oder mehreren Brombeeren garnieren.
Keyword Dessert, leicht, schnell

Das Renaturierungsgesetz

Weltweit bisher einzigartig: Das EU-Renaturierungsgesetz

Die EU-Mitgliedstaaten müssen nach dem neuen EU-Renaturierungsgesetz bis 2030 mindestens ein Fünftel der geschädigten Land- und Meeresflächen im EU-Raum wiederherstellen. Danach werden die Renaturierungspflichten mit einem Zeithorizont bis 2050 für sämtliche sanierungsbedürftigen Ökosysteme der Union gelten. Das Renaturierungsgesetz ist das weltweit erste Gesetz, das eine ganze Staatengemeinschaft verpflichtet, geschädigte Ökosysteme auf grosser Fläche zu renaturieren.

Es ist immer interessant zu erkunden, was für Regulierungen in den EU-Ländern rund um uns herum erlassen werden. Daher werfen wir heute einen Blick auf das vom EU-Rat im Juni 2024 verabschiedete Renaturierungsgesetz (Verordnung über die Wiederherstellung der Natur, auch Renaturierungsgesetz genannt). Das Gesetz will den Klimawandel und die Auswirkungen von Naturkatastrophen eindämmen und den internationalen Verpflichtungen der EU im Umweltbereich nachkommen. Renaturierungen tragen zum Naturschutz und gleichzeitig auch zur natürlichen Kohlenstoffspeicherung, also zum Klimaschutz bei.

Renaturierungsbeispiele

Bei der Renaturierung sind aktive Eingriffe in die Natur unvermeidlich. Dabei können schon mal auch Bagger zum Einsatz kommen. Die NZZ nennt im Artikel Moore, Hecken und Seegras: Das neue EU-Gesetz zur Renaturierung soll der Umwelt nützen – und dem Klima (18. Juli 2024, Christian Schwägerl) drei Beispiele für Renaturierungsprojekte. Eines davon ist das Wieder-Anpflanzen von Hecken in Mecklenburg-Vorpommern (im Pilotprojekt zunächst einmal 600 m). Die DDR liess seinerzeit zum Gewinn zusätzlicher Landwirtschaftsfläche 6’500 km Hecken entfernen. Weitere Beispiele sind das Anlegen von Seegraswiesen in der Lagune von Caleri sowie die Moor-Renaturierungen in Bayern.

Derartige Renaturierungsmassnahmen leisten nicht nur einen Beitrag an die Biodiversität, sondern dienen gleichzeitig auch dem Klimaschutz. Die erwähnten Renaturierungsprojekte haben nämlich alle den positiven Zusatzeffekt, dass sich durch deren Realisierung grössere Mengen an Kohlenstoffen binden lassen.

Auf Lonelyplanet findest du weitere Beispiele für Renaturierungsprojekte in Europa. Sieh dir dazu auch das Interview der Wiener Zeitung mit Helmut Gaugitsch an, dem fachlichen Leiter für Biodiversität im österreichischen Umweltbundesamt: Renaturierung beginnt im eigenen Garten (9. Juli 2024, Mathias Ziegler).

Handlungsoptionen

Natürlich gewachsene Biotope zu erhalten oder geschädigte Lebensräume wieder an ihren ursprünglichen Zustand heranzuführen, sind zwei Vorgehensweisen zum Schutz der Natur.

Darüber hinaus gilt es, auch die Handlungsmöglichkeiten zur Schaffung neuer Landschaften auszuschöpfen. Eine solche Landschaft, die sowohl den Bedürfnissen von Menschen als auch von Tieren dient, befindet sich im Markermeer, wenige Kilometer nordöstlich von Amsterdam. Die Niederlande stoppten das ursprüngliche Projekt zur Trockenlegung des Markermeers anfangs der 2000er Jahre. Die vorgesehene Landgewinnung erschien damals nicht mehr nötig.

Die in das Markermeer einmündenden Flüsse verschmutzten in der Folge aber das Markermeer mit Schlick. Dadurch mutierte das Markermeer für Lebewesen zu einem lebensfeindlichen Ort.

Ab 2016 liess der Staat daher aus Sand, Lehm und Schlick eine 1’300 Hektar grosse Inselgruppe namens Marker Wadden aufspülen. Der in der Region übliche starke Wind drückte bei diesem Prozess das trübe Wasser des Markermeers über einen Deich in eine Abfolge von Auffangbecken hinein. Das dabei frisch aufgespülte Archipel wurde zu einem Zufluchtsort für Tiere und Pflanzen. Menschen dürfen nur eine der neu entstandenen Inseln betreten, was bei Touristen bzw. Touristinnen zu einem beliebten Ausflugsziel geworden ist. Das Projekt schuf also aus menschlicher Hand ganz Neues, trug damit aber ebenfalls erfolgreich zu einer Renaturierung bei. Marker Wadden ist heute ein Teilgebiet des Nationalparks «Nieuw Land».

Auch in Ostdeutschland gibt es ein Vorzeigeprojekt, das Lausitzer Seenland. Die ehemaligen Kohlegruben wurden schrittweise in das grösste künstliche Seengebiet Europas verwandelt. Viele der neu entstandenen Seen dienen der Erholung, einige sind jedoch für die Natur reserviert.

Ein Springfrosch in den Niederlanden. Das EU-Renaturierungsgesetz hat auch die Renaturierung von Mooren zum Ziel, was der Natur nützt, unter anderem Fröschen. Bild: Jacqueline Cortesi
Der Frosch im Bild ist vermutlich ein Springfrosch. In Mitteleuropa zählen der Grasfrosch, der Moorfrosch und der Springfrosch zur Gruppe der Braunfrösche. Eine sichere Abgrenzung zwischen den drei Arten ist aber oft erst durch eine Kombination mehrerer Bestimmungsmerkmale möglich. Der Springfrosch unterscheidet sich vom Moorfrosch insbesondere durch das fehlende, cremefarbige Rückenband und vom Grasfrosch durch deutlich längere Hinterbeine. Das EU-Renaturierungsgesetz hat auch die Renaturierung von Mooren zum Ziel, was unter anderem den Fröschen nützt. Bild: Springfrosch in den Niederlanden, Jacqueline Cortesi

Eine der obersten EU-Prioritäten

Die Erhaltung und die Wiederherstellung der reichen biologischen Vielfalt (Biodiversität) in Europa gehören zu den obersten Prioritäten der EU. Nach längerem, zähem Ringen um einen Kompromissvorschlag und dem drohenden Scheitern der Vorlage ist es den EU- Umweltministerinnen und -ministern dank dem österreichischen Einlenken doch noch in einem letzten Anlauf gelungen, ein Gesetz zu verabschieden. Dabei führte der teilweise heftige Widerstand gegen die Vorlage im Verhandlungsverlauf zu gewissen Abschwächungen der Vorlage. Trotzdem hat das nach dreijährigen Beratungen durch die Kommission, das Parlament und den Rat verabschiedete Renaturierungsgesetz das Potenzial, die Erfüllung der seit Längerem von der EU anvisierten Ziele massgeblich voranzutreiben.

Schutzgebiete und Renaturierungsprojekte: Es braucht beides

Bereits die Biodiversitätsstrategie 2030 (veröffentlicht am 20. Mai 2020) formulierte die Schutzziele der EU. Ihre Mitgliedstaaten hatten damals zugesagt, mindestens 30 Prozent der Unionslandfläche (einschliesslich der Binnengewässer) und 30 Prozent der Meeresfläche durch Bildung eines transeuropäischen Naturnetzwerkes gesetzlich zu schützen.

Ein weiterer Pfeiler dieser Strategie ist der Plan zur Wiederherstellung der Natur, was so viel bedeutet wie «Umkehrung der Schädigung der Ökosysteme». Dies tut dringend Not: Gemäss einer Analyse der Europäischen Umweltagentur (EUA) sind 80 Prozent der europäischen Lebensräume erheblich geschädigt. In einer neuen strategischen Vorausschau, welche die EUA am 26. Juli 2024 veröffentlicht hat, verlangt sie daher auch eine weitere Anpassung der europäischen Wirtschafts-, Sozial- und Sicherheitspolitik an die Klima- und Umweltziele.

Das EU-Renaturierungsgesetz: Entstehungsgeschichte

Das neue EU-Renaturierungsgesetz hat für die EU-Mitgliedstaaten unmittelbare Wirkung. Sie werden darin verpflichtet, die notwendigen Massnahmen zur Erholung der Biodiversität, für den Klimaschutz und die Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Natur zu ergreifen. Das Gesetz bildet damit ein Kernelement des Europäischen Green Deals und der EU-Biodiversitätsstrategie 2030.

Noch vor der ursprünglich für den Monat März 2024 im Rat der EU-Umweltministerinnen und -minister angesetzten Abstimmung über das Renaturierungsgesetz zogen die Vertretungen von acht Mitgliedsstaaten ihre in Aussicht gestellte Zustimmung wieder zurück. Vier Staaten (Schweden, Italien, die Niederlande und Ungarn) positionierten sich dabei gegen die Vorlage. Österreich, Belgien, Finnland und Polen kündigten Stimmenthaltung an. Die Abstimmung wurde daraufhin abgesagt. Nachdem die österreichische Umweltministerin in der Folge doch noch Zustimmung angekündigt hatte, stimmte der Rat dem Gesetz schliesslich am 17. Juni 2024 zu.

Das erforderliche qualifizierte Mehr kam nur knapp zustande. Dafür ausschlaggebend war, wie schon erwähnt, die österreichische Ja-Stimme. Der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat jedoch nach der Abstimmung im EU-Rat angekündigt, gegen das Ja-Votum seiner Umweltministerin Leonore Gewessler mittels Klage vor den Europäischen Gerichtshof zu ziehen. Seine Ministerin vom grünen Koalitionspartner habe keine Kompetenz zur Zustimmung gehabt (NZZ 18. Juni 2024, Meret Baumann, Wien).

Die Abstimmung über das Gesetz

Für das Renaturierungsgesetz stimmten im EU-Rat: Deutschland, Dänemark, Portugal, Spanien, Slowenien, Frankreich, Litauen, Tschechien, Irland, Zypern, Griechenland, Kroatien, Rumänien, Lettland, Österreich, Slowakei, Luxemburg, Estland, Bulgarien und Malta. Gegen das Gesetz stimmten: Italien, Schweden, Finnland, Niederlande, Ungarn und Polen. Enthaltungen: Belgien.

Zwei Zugeständnisse

Der Geltungsbereich des Gesetzes erfasst nicht nur Land-, Küsten- und Süsswasserökosysteme. Inbegriffen sind auch Meere, die natürliche Vernetzung von Flüssen und damit verbundene Auen, Bestäuberpopulationen, Wälder sowie landwirtschaftliche und städtische Ökosysteme.

Um das Renaturierungsgesetz mehrheitsfähig zu machen, haben die EU-Gremien gegenüber dem ursprünglichen Regelungsvorschlag in zweierlei Hinsicht Zugeständnisse an die Kritikerinnen und Kritiker gemacht:

  • Zur Landgewinnung haben bekanntlich frühere Generationen viele Moore trockengelegt. Die EU verspricht sich daher durch eine teilweise Wiedervernässung solcher Gebiete Fortschritte im Natur- und Klimaschutz. Allerdings bleibt nach EU-Recht für Landwirte bzw. Landwirtinnen und für private Landbesitzende die Wiedervernässung weiterhin freiwillig. Die Mitgliedstaaten sind jedoch aufgefordert, Anreize zu schaffen, um die Wiedervernässung auch für diese Bevölkerungsgruppen zu einer attraktiven Option zu machen.
  • Es gibt einen Mechanismus, wonach die EU die Pflicht der Mitgliedstaaten zur Wiederherstellung landwirtschaftlicher Ökosysteme in Notfall vorübergehend aussetzen kann. Als Notfall gilt ein unvorhersehbares, aussergewöhnliches und nicht provoziertes Ereignis, das sich der Kontrolle der Union entzieht und schwerwiegende unionsweite Folgen für die Verfügbarkeit von Flächen hat, die erforderlich sind, um eine ausreichende landwirtschaftliche Erzeugung für den Lebensmittelverbrauch in der Union sicherzustellen.

Wiederherstellung von städtischen Ökosystemgebieten: Stabilisierung und Steigerung städtischer Grünflächen und Baumüberschirmung

Die Mitgliedstaaten sind nach dem neuen Renaturierungsgesetz auch dazu verpflichtet, städtische Ökosystemgebiete festzulegen. Bis 2030 müssen sie sicherstellen, dass in den entsprechend Gebieten kein Nettoverlust an der nationalen Gesamtfläche städtischer Grünflächen und an der städtischen Baumüberschirmung gegenüber dem Stand 2024 zu verzeichnen ist. Die Mitgliedstaaten können städtische Ökosystemgebiete von dieser nationalen Gesamtfläche ausnehmen. Bedingung ist dass, der Anteil städtischer Grünflächen in den Stadtzentren und städtischen Räumen (bereits) mehr als 45 Prozent beträgt. Ebenso muss der Anteil der städtischen Baumüberschirmung bereits mehr als 10 Prozent ausmachen.

Ab dem 1. Januar 2031 müssen die Mitgliedstaaten dann einen steigenden Trend in Bezug auf die nationale Gesamtfläche städtischer Grünflächen erreichen. Dies soll unter anderem durch die Integration städtischer Grünflächen in Gebäude und Infrastrukturen geschehen. Dieser Trend wird ab dem 1. Januar 2031 alle sechs Jahre gemessen, bis ein «zufriedenstellendes Niveau» erreicht ist. Eine vergleichbare Pflicht besteht in Bezug auf die städtische Baumüberschirmung. Die Kommission wird bis zum 31. Dezember 2028 eine rechtliche Regelung erlassen. Diese gibt den Mitgliedstaaten einen «Orientierungsrahmen» für die Festlegung des sogenannten zufriedenstellenden Niveaus vor. Die Staaten haben dabei die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse mitzuberücksichtigen

An dieser Stelle möchte ich kurz einen Seitenblick auf die neueren Entwicklungen der Nahrungsmittelproduktion auf Gebäudedächern werfen. Ob er freut oder nicht, muss jeder bzw. jede für sich entscheiden. Mit der zurzeit grössten städtischen Dachfarm Europas (Nature Urbaine) im Herzen von Paris wollen die Betreibenden im 2024 eine äquivalente Produktionsfläche von 80.000 m2 erreichen. Diese sog. «vertikale Landwirtschaft» wird mit Hilfe von Aeroponik und Hydrokultur betrieben. Auf Erde wird also bewusst verzichtet. Wasser und Nährstoffe zirkulieren in einem vollständig geschlossenen Kreislauf. Die Wurzeln hängen dabei jedoch nicht direkt in der Nährlösung. Vielmehr werden die Pflanzen mittels Zerstäuber durch einen Sprühnebel aus der Luft mit Wasser und Nährstoffen versorgt.

Gesetzesumsetzung durch die Mitgliedstaaten

Jeder Mitgliedstaat muss einen nationalen Wiederherstellungsplan erstellen. Dieser deckt den Zeitraum bis 2050 ab und enthält Zwischenfristen. Die Kommission erhält die Wiederherstellungspläne zur Bewertung. Bis zum 30. Juni 2032 und anschliessend bis zum 30. Juni 2042 überprüft und überarbeitet jeder Mitgliedstaat seinen jeweiligen nationalen Wiederherstellungsplan und nimmt zusätzliche Massnahmen auf. Seine Berichterstattung zur Umsetzungskontrolle erfolgt an die Kommission, die ihrerseits das EU-Parlament und den Rat darüber ins Bild setzt.

Gesetzesevaluation durch die Kommission

Per Ende 2033 wird die Kommission die Auswirkungen des Gesetzes auf den Agrar-, den Forst- und den Fischereisektor sowie die weiteren sozioökonomischen Auswirkungen überprüfen. Dabei soll sie die relevanten Zusammenhänge mit der Lebensmittelerzeugung und der Ernährungssicherheit in der Union berücksichtigen.

Das Renaturierungsgesetz auf einen Blick

Wälder, Grünland, Feuchtgebiete, Flüsse, Seen und Korallenriffe

Die EU-Mitgliedstaaten müssen die dem Gesetz unterstellten Lebensräume in Zwischenetappen von einem schlechten in einen guten Zustand versetzen. Die Zielvorgaben dafür lauten wie folgt: mindestens 30 Prozent bis 2030, 60 Prozent bis 2040 und 90 Prozent bis 2050. Die Natura 2000-Schutzgebiete erhalten dabei bis 2030 den Vorrang. Der dramatische Rückgang der Bestäuberpopulationen soll bis spätestens 2030 umgekehrt werden. Anschliessend soll ein steigende Trend bis zu einem noch zu definierenden zufriedenstellenden Niveau erreicht werden. Die Unionsstaaten müssen mindestens 25’000 Flusskilometer zu frei fliessenden Gewässern renaturieren bzw. Hindernisse aus früheren Flussverbauungen entfernen.
Das Gesetz schreibt auch eine Stabilisierung der Gesamtfläche der städtischen Grünflächen und der städtischen Baumüberschirmung auf dem Stand 2024 vor. Sie schlagen danach einen Aufwärtstrend bis zu einem noch zu definierenden zufriedenstellenden Niveau ein.
Weitere Pflichten der Mitgliedstaaten bestehen in der Verbesserung der Waldökosysteme anhand von definierten Indikatoren und im Anpflanzen von drei Milliarden zusätzlichen Bäumen.

Landwirtschaft

Die EU-Mitgliedstaaten müssen bei zwei der folgenden drei Indikatoren Fortschritte erzielen:

  1. Index der Wiesenschmetterlinge
  2. Anteil der landwirtschaftlichen Flächen mit Landschaftselementen mit grosser biologischer Vielfalt
  3. Bestand an organischem Kohlenstoff in mineralischen Ackerböden

Ausserdem müssen sie Anstrengungen zur Steigerung des Feldvogelindexes unternehmen. Der Vogelbestand liefert gute Hinweise zur Situation der Biodiversität insgesamt.

Die EU verfügt über eine Notbremse: Sie kann die Regelungen zur Wiederherstellung von landwirtschaftlichen Ökosystemen bei ausserordentlichen Umständen zur Sicherstellung des Produktionsertrags vorübergehend aussetzen.

Torfgebiete

Wiederherstellung von mindestens 30 Prozent der entwässerten Torfgebiete bis 2030. Davon ist ein Viertel wiederzuvernässen. Weitere Zielvorgaben: Wiederherstellen von 40 Prozent solcher Flächen bis 2040, danach von 50 Prozent bis 2050 (wobei davon mindestens ein Drittel wiedervernässt werden muss). Die Wiedervernässung landwirtschaftlicher Flächen bleibt für Landwirte bzw. Landwirtinnen und für private Grundstückbesitzende nach wie vor freiwillig. 

Rechtlicher Rahmen

  • EU-Renaturierungsgesetz: veröffentlicht im EU-Amtsblatt 024/1991 unter der folgenden Bezeichnung: VERORDNUNG (EU) 2024/1991 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 24. Juni 2024 über die Wiederherstellung der Natur und zur Änderung der Verordnung (EU) 2022/869.
  • Umweltaktionsprogramm für die Zeit bis 2030: Das achte Umweltaktionsprogramm trat am 2. Mai 2022 als rechtlich vereinbarte gemeinsame Agenda der EU für die Umweltpolitik bis 2030 in Kraft. Sie baut auf dem europäischen Green Deal auf.
  • Biodiversitätsstrategie für 2030: Es handelt sich um einen Plan der EU aus dem Jahr 2020 zum Schutz der Natur und zur Umkehrung der Schädigung der Ökosysteme. Er zielt darauf ab, die biologische Vielfalt Europas bis 2030 mit spezifischen Massnahmen und Verpflichtungen auf den Weg der Erholung zu bringen. Die Strategie baut auf der EU-Vogelschutzrichtlinie und der Habitat-Richtlinie sowie auf dem Natura-2000-Netz auf und geht darüber hinaus. Vgl. auch: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=LEGISSUM:4459196
  • Europäischer Grüner Deal: Laut dem von der Europäischen Kommission am 11. Dezember 2019 vorgestellten Konzept will die EU der erste klimaneutrale Kontinent der Welt werden bzw. die Netto-Emissionen von Treibhausgasen auf null reduzieren.
  • Natura-2000-Netz: Die EU-Länder müssen Natura-2000-Gebiete nach der Vogelschutzrichtlinie und der Habitat-Richtlinie ausweisen, um bestimmte Arten und Lebensräume von EU-Bedeutung zu schützen. Es gibt rund 27 000 solcher Schutzgebiete, die zusammen ein eigenständiges Netz bilden.
    Der durch die FFH-Richtlinie vorgegebene Zeitplan, die Schutzgebiete bis 2004 auszuweisen, wurde seinerzeit nicht eingehalten.
  • Der 21. Mai ist übrigens der «Europäische Natura-2000-Tag».
  • Habitat-Richtlinie: Die Richtlinie (oft auch als FFH-Richtlinie bezeichnet) zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (92/43/EWG vom 21. Mai 1992) enthält Massnahmen zur Erhaltung der wildlebenden Flora und Fauna Europas.
  • Vogelschutzrichtlinie: Die EU hat 1979 die Richtlinie 79/409/EWG als eine der ersten Umweltvorschriften erlassen, rund 13 Jahre vor der Habitat-Richtlinie. 2009 erfolgte eine Änderung (Richtlinie 2009/147/EG). Diese Richtlinie dient dem Schutz aller in der EU vorkommenden wildlebenden Vogelarten sowie der Wiederherstellung ihrer wichtigsten Lebensräume.

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Wir haben auf diesem Blog schon andere Themen rund um die Biodiversität aufgegriffen, insbesondere in den Beiträgen

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Quellen

Jacqueline Cortesi

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Wie aktiv ist mein Boden?

Die Aktion «Beweisstück Unterhose» dauert vom 20./21. April bis 15./16. Juni 2024. Das ist je ein Wochenende. Der Schweizer Familiengärtner-Verband (SFGV) als Beteiligter der «Partnerschaft für den Boden» trägt diese Aktion mit und hofft, dass auch viele unserer Mitglieder bzw. Pächterinnen und Pächter mitmachen.

Was versteckt sich hinter dieser Aktion? Ganz einfach: Indem du auf deiner Parzelle im Schreber- bzw. Familiengarten eine Unterhose aus 100 Prozent Baumwolle vergräbst, erfährst du mehr über den Boden, den du bewirtschaftest. Was gewinnst du? Ganz sicher Zusatzwissen, Spass und mit ein wenig Glück auch noch einen Preis.

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Invasive Neophyten – was können wir tun?

Ab dem 1. September 2024 ist der Verkauf von invasiven Neophyten wie Kirschlorbeer, Schmetterlingsflieder oder Blauglockenbaum in der Schweiz verboten. Spätestens seit der Bekanntgabe der revidierten Freisetzungsverordnung (FrSV Anhang 2) des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) vom 1. März 2024 weiss die breite Bevölkerung, dass Neophyten Pflanzen sind, die sich in Gebieten ansiedeln, wo sie zuvor nicht heimisch waren. Invasiv sind diejenigen, die sich rasant verbreiten und die einheimischen Pflanzen verdrängen. Wie wir invasive Neophyten im Familiengarten erkennen und wo wir Alternativen finden, diskutiere ich in diesem Beitrag.  

Immer mehr invasive Neophyten

Etwa 15 Prozent der Neophyten gelten als invasiv. Ab dem 1. September 2024 ist in der Schweiz der direkte Umgang mit invasiven gebietsfremden Pflanzen in der Umwelt verboten. Davon ausgenommen sind nur entsprechende Massnahmen zur Bekämpfung dieser Pflanzen. Die Entscheidung, diese Pflanzen zu verbieten, ist gut nachvollziehbar. Insbesondere wenn sie für Mensch und Tier eine echte Bedrohung darstellen, wie der Riesen-Bärenklau. Diese aus dem Kaukasus als Bienenweide in England eingeführte und bis zu fünf Meter hohe Pflanze verursacht bei Hautkontakt in Kombination mit Sonneneinstrahlung Verbrennungen zweiten Grades. Zum Vergleich: Ein starker Sonnenbrand, nach dem sich die Haut schält, zählt zu Verbrennungen ersten Grades. Andere Pflanzen, wie Ambrosia, die falsche Mimose, können Allergien oder Asthma hervorrufen.

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Wildbienen Schweiz

Wildbienen Schweiz – Aktuelle Gefährdungslage

Neben Honigbienen sind auch Wildbienen für die Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen unersetzlich. Darum haben das Bundesamt für Umwelt (BAFU) und das Nationale Daten- und Informationszentrum der Schweizer Fauna (info fauna) am 17. Mai 2024 eine neue Rote Liste der Bienen der Schweiz herausgegeben. Diese Liste gibt Auskunft über den Stand der gefährdeten Wildbienen-Arten im Jahr 2022. Demnach stehen bereits rund 45 Prozent der Schweizer Wildbienen-Arten auf der Roten Liste. Ausgestorben sind rund 10 Prozent. 

Über Wildbienen gibt es inzwischen eine Menge an wichtigen Informationen – auch für Laien, die sich für diese faszinierenden Lebewesen engagieren möchten. Darunter findet sich auch Werbung zum Kauf von Wildbienensand, Wildbienen-Pflanzenmischungen und Bauanleitungen für Wildbienenhotels. Meine ersten Erfahrungen mit Wildbienen bestanden vor einigen Jahren darin, dass ich unter der Pergola in meinem Garten ein Wildbienenhotel aufhängte. Nachdem ich das Einnisten der ersten Wildbienen beobachten konnte, hängte ich eine weitere derartige Nisthilfe auf meinem Balkon auf. Dieses «Hotel» blieb jedoch leer, bis ich es ebenfalls im Garten platzierte. Inzwischen habe ich gelernt: Vermutlich fehlten in der Nähe zu meiner Terrasse genügend geeignete Futterpflanzen. Bis heute habe ich auf meiner Parzelle zudem die Vielfalt an Blütenpflanzen verbreitert und einen Wildbienensandhaufen angelegt. Strukturen wie Totholz kamen hinzu.

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Die Schweiz zählt die Vögel 8. bis 12. Mai 2024

BirdLife Schweiz, 2024

Stunde der Gartenvögel am 8. bis 12. Mai 2024

In Dörfern und Städten leben nicht nur Menschen, sondern auch zahlreiche Vögel und viele andere Tiere. Um herauszufinden, wo welche Vogelarten vorkommen, ruft BirdLife Schweiz auch dieses Jahr zur nationalen Vogelzählung auf. Die «Stunde der Gartenvögel» (SdG) vom 8. bis am 12. Mai 2024 ist das grösste Citizen-Science-Projekt der Schweiz.

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Asiatische Hornisse, eine Bedrohung für einheimische Bienen auch im 2024

Mörderische Bedrohung für unsere Bienen durch Asiatische Hornisse

Schrebergärten sind vom Rückgang der Bienen direkt betroffen.

Honigbienen sterben bekanntlich nicht mehr ganz so oft an den Varroamilben. Der Einsatz von Pestiziden und die Reduktion der Anzahl und der Vielfalt von Blüten stellen aber weitere Bedrohungen unserer Bienenarten dar. Seit 2017 gibt es eine zusätzliche Gefahr: Damals ist in der Schweiz (Jura) erstmals die Asiatische Hornisse aufgetaucht. Sie stammt ursprünglich aus Zentral- und Ostasien und jagt am liebsten Wild- und Honigbienen. Damit bedrohen diese Wespen auch direkt die Artenvielfalt, über die wir schon hier geschrieben haben.

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Ufervegetation und ihre Bedeutung für die Biodiversität

Die Rolle der Ufervegetation für die Biodiversität

Wir haben im Zusammenhang mit Nutzungskonflikten, denen Familiengärten mit der Bodenknappheit zunehmend ausgesetzt sind, bereits über Revitalisierung und Renaturierung von Gewässern und ufernahen Zonen berichtet. Heute möchte ich den ökologischen Wert der Ufervegetation und des Uferbereichs (vgl. dazu insb. Art. 18 und Art. 21 des Bundesgesetzes über den Natur- und Heimatschutz, NHG) ins Zentrum unserer Betrachtungen rücken.

Ufervegetation und Uferbereich

Die Ufervegetation ist ein Biotop im Sinne von Artikel 18 NHG. Sie bildet den natürlichen Übergang zwischen Wasser und Land.

Seit 1966 ist die naturnahe und natürliche Ufervegetation bundesrechtlich geschützt. Leider schneiden bis heute einige Landbesitzer das Ufer immer wieder kahl, um das Entstehen einer natürlichen oder zumindest naturnahen Ufervegetation zu verhindern. Der Begriff des Uferbereichs ist weiter gefasst. Er schliesst den dynamischen Bereich der Gewässer sowie naturräumlich mit dem Ufer zusammenhängende schützenswerte Lebensgemeinschaften von Pflanzen, Tieren und Flächen mit ein.

Die Ufervegetation gehört zum Gewässerraum. Das Gewässerschutzgesetz verbietet in den ausgeschiedenen Gewässerräumen den Einsatz von Düngern und Pestiziden. Zudem schreibt es für diese Räume eine extensive Bewirtschaftung vor.

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Familiengärten immer stärker von Nutzungskonflikten betroffen

Der Schweizer Familiengärtner-Verband (SFGV) stellt auch dieses Jahr wieder fest, dass der Druck auf den Fortbestand der Familiengärten in der Schweiz stetig steigt. Das Familiengartenwesen ist durch die gesellschaftlichen und räumlichen Entwicklungen im Wandel begriffen. Nutzungskonflikte nehmen zu.

Unsere Schweizer Familiengärten sind nicht nur durch die Schaffung von mehr Wohnraum und den Ausbau von Strassen bedroht. Wachsende Interessenskonflikte ergeben sich auch aus anderen Gründen. Stichworte dazu sind etwa: Natur- und Umweltschutz sowie Hochwasserschutz (vgl. nachfolgend das Beispiel «Lebendige Limmat»). Ferner die Energiewende (Beispiel: geplanter Energiehub auf dem Berner Familiengartenareal «Schermenwald») und die Schaffung öffentlicher Naherholungsräume (vgl. das nachfolgende Beispiel für die Stadt Zürich, «122. 2023/475 Postulat Severin Meier [(SP] und Dr. Roland Hohmann [Grüne] vom 04.10.2023]).

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Biodiversitätsinitiative 9. September 2024

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Ja zur Biodiversität am
22. September 2024