Mörderische Bedrohung für unsere Bienen durch Asiatische Hornisse
Schrebergärten und Imker/innen sind vom Rückgang der Bienen direkt betroffen.
Honigbienen sterben bekanntlich nicht mehr ganz so oft wie früher an den Varroamilben. Der Einsatz von Pestiziden und die Reduktion der Anzahl und der Vielfalt von Blüten stellen aber weitere Bedrohungen unserer Bienenarten dar. Seit 2017 gibt es eine zusätzliche Gefahr: Damals ist in der Schweiz (Jura) erstmals die Asiatische Hornisse aufgetaucht. Sie stammt ursprünglich aus Zentral- und Ostasien und jagt am liebsten Wild- und Honigbienen. Damit bedrohen diese Wespen auch direkt die Artenvielfalt, über die wir schon hier geschrieben haben.
Im September/Oktober 2024 gerieten einige Völker von Asiatischen Hornissen laut Zeitungsberichten in einen richten Fressrausch. Imkerinnen und Imker schauen daher besorgt in die Zukunft.
Gefahr für Biodiversität und Ökosysteme
Die Asiatische Hornisse wurde 2004 in Frankreich nachgewiesen. Von dort aus hat sie sich seitdem in weiten Teilen Europas und auch in der Schweiz breit gemacht. Als invasives Insekt bedroht sie durch die intensive und effiziente Bienenjagd ganze Ökosysteme. Besonders durch solche Hornissenangriffe und Krankheitsbefall bedroht sind geschwächte Bienenvölker. Die Asiatische Hornisse kann, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen, Bienenstöcke im Extremfall vernichten und seltene einheimische Wildbienen ausrotten. Damit schmälert sie die Pflanzenbestäubung. Für den Menschen ist der Stich einer Asiatischen Hornisse nicht gefährlicher als ein Bienenstich.
Im Laufe des Jahres 2024 wurden in der Schweiz landesweit über 650 Nester gefunden. Allein in der Region Basel waren es mehr als 50.
Immer mehr Imker betroffen
Der Waadtländer Imker Patrick Gubler verlor, wie 20 Minuten im Oktober 2024 berichtete, innerhalb von rund drei Tagen seine 45 Völker mit gesamthaft etwa drei Millionen Bienen!
Ein wenig mehr Glück hatte laut basel jetzt ein anderer Imker, Roger Degen. Aus Einzelangriffen von Asiatischen Hornissen im September entwickelten sich im Oktober richtige Rauschangriffe auf seine Bienen. Pro Minute töteten Asiatische Hornissen eine Biene. Dank der raschen Unterstützung des Bienenzüchterverbands der beiden Basel und des Kantons Baselland konnte das Hornissen-Nest aufgespürt und vernichtet werden. Trotzdem hat der Imker fünf seiner 25 Bienenvölker verloren. Weitere Völker wurden geschwächt.
Nachdem sich die Asiatischen Hornissen immer schneller verbreiten, macht sich beispielsweise auch Mario Burri vom Verband Luzerner Imkervereine zunehmend Sorgen (Zentralplus vom 21.11.2024). Aufgrund des wärmer gewordenen Klimas tauchen Asiatische Hornissen schon früh im Jahr auf und überleben bis in den Winter hinein. So hatte im Lavaux (Kanton Waadt) ein Imker schon Mitte Februar 2024 eine erste Asiatische Hornisse gesichtet, in unmittelbarer Nähe zur Unterbringung seiner Bienenvölker. Dies ist nach einem derart milden Winter nicht weiter erstaunlich und lässt befürchten, dass die Klimaerwärmung die Verbreitung der Asiatischen Hornissen noch schneller begünstigt (La Matinale – Le frelon asiatique se propage en Suisse romande à cause du réchauffement climatique (vidéo) – Play RTS).
Auch andernorts machen sich die Asiatischen Hornissen in beängstigender Geschwindigkeit breit: Der Regierungsbezirk in Karlsruhe (D) verzeichnete offenbar einen sprunghaften Anstieg von 15 Nestern (im 2022) auf 550 Nester (im 2023). Quelle: landfunker.de.
Am 10. Februar 2024 hat der Verband Bernischer Bienenzüchtervereine (VBBV) einen öffentlichen, sehr instruktiven Informationsanlass zum Thema Asiatische Hornisse veranstaltet. Dazu sind Dokumente und Aufzeichnungen vom Anlass in Deutsch und Französisch verfügbar. Hier geht es zum Live-Stream der Infotagung Asiatische Hornisse 2024.
Schützenswerte Lebensräume
Biodiversität: Rote Listen spielen bei der Bewertung des Zustands der Artenvielfalt als Indikatoren eine zentrale Rolle. Im Vergleich zu benachbarten Ländern ist der Anteil gefährdeter oder ausgestorbener Arten in der Schweiz besonders hoch. In unserem Beitrag erfährst du alles über die Roten Listen.
Wildbienen in der Schweiz: Wie es um die Wildbienen bei uns steht, und was Du für die Wildbienen tun kannst, schreiben wir in unserem Beitrag Wildbienen Schweiz.
Europäische Hornissen
Nebst der gewöhnlichen Europäischen Hornisse «Vespa crabro» ist die Orientalische Hornisse «Vespa orientalis» die zweite Art, die natürlicherweise in Europa vorkommt. Sie ist aufgrund ihrer vorwiegend braunen Färbung gut zu erkennen. Zurzeit gibt es von dieser Hornissenart noch keine Funde in der Schweiz.
Die Europäische Hornisse ist die größte Faltenwespe, die in Zentraleuropa lebt. Ihr Stich ist entgegen weit verbreiteter Meinung für eine nicht allergisch reagierende Person nicht gefährlicher als der Stich einer Biene oder Wespe. Die Menge ihres Giftes ist sogar geringer und weniger wirksam. Unsere heimischen Hornissen spielen eine wichtige ökologische Rolle, indem sie den Insektenbestand wie andere Wespenarten, Fliegen, Raupen oder Käfer regulieren.
Asiatische Riesenhornissen
Die – mit der Asiatischen Hornisse nicht etwa zu verwechselnde – Asiatische Riesenhornisse «Vespa mandarinia» wurde auch schon in Nordamerika festgestellt. Sie führt in Japan und China vorwiegend bei allergisch reagierenden Personen jedes Jahr zu Todesfällen.
Der Kopf der Riesenhornisse ist orange und vergleichsweise breit, der Rumpf komplett schwarz. Arbeiterinnen messen etwa 27 bis 45 Millimeter, haben eine Flügelspannweite von ungefähr 76 Millimeter und einen sechs Millimeter langen Giftstachel. Die typische Imkerschutzkleidung schützt nicht vor ihren Stichen. Die Riesenhornisse hat auch schon als «Honigbienenkillerin» Schlagzeilen gemacht. Die Verluste angegriffener Bienenvölker sind in der Tat extrem hoch (durchschnittlich 40 Tiere in einer Minute). Die «Vespa mandarinia» bevorzugt zum Nisten unterirdische Hohlräume. Einzelne oberirdische Nistplätze (wie Baumhöhlen) errichtet sie selten mehr als ein bis zwei Meter über dem Boden.
Hornissen sind invasiv
Das Informationsblatt des Museum National d’Histoire Naturelle (MNHN) hilft beim Auseinanderhalten der «Vespa velutina» von ähnlichen Insekten. Das MNHN stellt online auch eine für Europa laufend aktualisierte Verbreitungskarte der Hornissen bereit; Frelon Asiatique (mnhn.fr).
Vergleiche der Gesamtheit aller Erbinformationen einer Zelle (Genome) zwischen den drei Hornissenarten zeigen, welche Sequenzen ihnen beim Anpassen an fremde Regionen helfen. Den Fachleuten zufolge deuten diese Genome darauf hin, dass Hornissen invasiv sind, weil sie viele Gene besitzen, die an der Erkennung chemischer Signale und an der Reaktion darauf beteiligt sind. Die schnelle Entwicklung solcher Gene erleichtert den Hornissen möglicherweise eine rasche Anpassung an neue Umgebungen (Favreau, E., Cini, A., Taylor, D. et al. Putting hornets on the genomic map. Sci Rep 13, 6232 (2023), www.nature.com, veröffentlicht am 21. April 2023).
Wie sieht die Asiatische Hornisse aus?
Die Asiatische Hornisse ist rund fünfmal grösser als die Honigbiene. Im Vergleich zur Europäischen Hornisse ist sie jedoch ein bisschen kleiner. So misst die asiatische Königin ca. 3 cm, die europäische 3,5 cm.
Bei der Farbgebung gibt es deutlichere Unterschiede: Der Hinterleib der Europäischen Hornisse ist gelb, mit schwarzen Punkten und Banden. Jener der Asiatischen Hornisse ist dunkel (mit feinen gelben Streifen), die Brust ist schwarz. Die Europäische Hornisse ist also mit den Rot- und Gelbanteilen heller als die Asiatische (Asiatische Hornisse breitet sich aus: So gefährlich ist sie wirklich | BRISANT). Charakteristisches Merkmal für die Asiatischen Hornissen sind zudem die gelben Enden der Beine.
Luftakrobaten
Die Asiatische Hornisse verfügt über besondere Verhaltensmerkmale, die sie von Europäischen Hornissen deutlich unterscheiden: Sie ist eine Super-Fliegerin und grosse Bienen-Jägerin. Im Vergleich zur gewöhnlichen Europäischen Hornisse «Vespa crabro» lebt die Asiatische Hornisse «Vespa velutina nigrithorax» zudem in viel grösseren Schwärmen.
Die Asiatische Hornisse kann rückwärts und sogar an Ort fliegen. Auf diese Weise fängt sie die Bienen im Flug. Anders als die Europäischen Hornissen organisieren sich die Asiatischen Hornissen für die Jagd in Gruppen und warten auch schon mal direkt vor einem Bienenstock auf ihre Beute. Aus Angst schwärmen die Bienen nicht mehr aus. Sie hungern, werden schwach und sterben im schlimmsten Fall.
Während Europäische Hornissen nur im Herbst und nur teilweise Honigbienen erbeuten, ernähren sich die Asiatischen Hornissen im Sommer und Herbst weitgehend von Bienen. Letztere machen bis zu 85 Prozent der erbeuteten Insekten aus.
Die Asiatische Hornisse zerstückelt ihr Opfer so, dass sie nur den Thorax mit der Flugmuskulatur tragen muss. Den Kopf der Biene entfernt sie. Mit dieser Beute deckt sie den Eiweissbedarf ihrer Brutlarven. Die erwachsenen Asiatischen Hornissen ernähren sich selbst nur von den Ausscheidungen der eigenen Larven und später von Fruchtsäften, sobald die Aufzucht der Brut abgeschlossen ist. Asiatische Hornisse (admin.ch).
Fussballgrosse Nester
Das Insekt baut seine Primärnester geschützt in der Nähe von Häusern. Im Sommer baut das Volk der Asiatischen Hornissen ein Sekundärnest in grosser Höhe auf Laubbäumen, wo es vom Laub der Baumkrone oft verdeckt bleibt. Der kleine Nesteingang befindet sich an der Seite. Die Nester können bis auf einen Meter Durchmesser anwachsen. Erst im Herbst, wenn das Laub von den Bäumen fällt, werden die verlassenen Nester sichtbar. Im Spätherbst fliegen die neuen Königinnen nämlich aus. Sie überwintern in einem geschützten Versteck, während die Arbeiterinnen sterben.
Die Europäischen Hornissen bauen ihre Nester dagegen selten im Freien, eher geschützt in Baumhöhlen oder Scheunen. Der grosse Nesteingang ist an der Unterseite angebracht.
Schutz der Bienenstöcke
Die bei Weitem wirksamste Bekämpfungsmethode der invasiven Asiatischen Hornissen ist das Vernichten ihrer Nester. In Frankreich werden jagende Arbeiterinnen auch mit Fallen gefangen. Der schweizerische Bienengesundheistdienst (BGD, apiservice) rät davon ab. Das Aufstellen von Fallen beurteilt er als nicht hinreichend wirksam. Zudem schaden solche Fallen, weil sie nicht selektiv sind, bzw. sich auch andere Insektenarten darin verfangen.
Der Bienengesundheitsdienst weist die Imkerinnen und Imker darauf hin, dass sie die Fluglöcher der Bienenkästen allenfalls mit einem Gitter schützen können, um die Überlebenswahrscheinlichkeit der Bienenvölker zu erhöhen.
Asiatische Hornisse: wer macht was?
BAFU, BLV, BGD und noch andere – die Schweizerische BienenZeitung erklärt in einem Beitrag die Verantwortlichkeiten der verschiedenen Akteure: Asiatische Hornisse: wer macht was?
Peilsender gegen asiatische Hornissen
Auf Initiative der Kantone und Imkervereine lernen Imkerinnen und Imker nun, wie sie die asiatische Hornisse orten und bekämpfen können. SRF News berichtete darüber am 28. Juni 2023: SRF News: Peilsender gegen asiatische Hornissen.
Im Bericht erklärt Kursleiter und Insektenforscher Lukas Seehausen das Verfahren. Lukas Seehausen arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Risikoanalyse & Invasionsökologie am Centre for Agriculture and Bioscience International (CABI). Gemäss Lukas Seehausen lässt sich die Verbreitung der asiatischen Hornisse in Europa allerdings nicht mehr aufhalten. Vielmehr geht es um eine Schadensbegrenzung.
Im Verlauf des Jahres 2024 hat sich die Asiatische Hornisse von Westen her effektiv sehr schnell in der Schweiz weiter ausgebreitet (momentan gibt es über 2’000 registrierte Beobachtungen: https://map.frelonasiatique.ch/).
Der «Schweizer Bauer» hält in einem Artikel Die asiatische Hornisse wird zur Bedrohung vom 27. September 2024 fest, dass Angriffe bis in den November und Dezember anhalten können. Imkern und Imkerinnen wird daher immer noch zu Kontrollgängen geraten. Zudem können laut Fachleuten die Bienenzüchtenden im Herbst die Fluglöcher mit Gittern versehen, damit die Bienen trotz Hornissenbeflug weiterhin ausfliegen und ihre Wintervorräte aufbauen können. Eine Verengung der Eingänge auf 5,5 Millimeter später im Jahr verhindere ausserdem, dass Hornissen in die Behausung eindringen, während die Bienen in der Wintertraube ruhen.
Was kannst du in deinem Garten für Bienen tun?
Alle Massnahmen, die Insekten fördern, sind für die Biodiversität eminent wichtig. Pflanze also standortgerechte Stauden und Blumen, die bienen- bzw. generell insektenfreundlich sind. Mähe die Wiese nicht zu oft. Installiere Strukturen wie Totholz, eine Sandlinse, eine Steinmauer und ein Bienenhotel. Räume deinen Garten im Herbst nicht kahl. In unserem Beitrag Was ist ein schöner Garten? hat sich Rahel einige Gedanken gemacht, wie du und dein Verein Parzellen biodivers aufwerten könnt.
Wenn du eine Asiatische Hornisse oder ein Nest dieser Hornissenart siehst, melde deine Beobachtung sofort auf der Schweizer Meldeplattform.
Rechtlicher Rahmen in der Schweiz
Die Bekämpfung der Asiatischen Hornissen liegt bisher bei den Kantonen (Art. 52 Abs. 1 Freisetzungsverordnung, FrSV; SR 814.911). Der Bund kann die kantonalen Bekämpfungsmassnahmen aber nötigenfalls koordinieren (Art. 52 Abs. 3 FrSV). Seit 2017 finanziert das Bundesamt für Umwelt (BAFU) zudem die Verbreitungskarte von Infofauna. Der Bund leistet ferner eine Mitfinanzierung an die Kosten für Ausbildungsmassnahmen der Konferenz der Vorsteher der Umweltschutzämter der Schweiz (KVU) und des Bienengesundheitsdienstes.
Parlamentarische Vorstösse (seit 2020) und immer häufiger auch die geschädigten Imkerinnen und Imker fordern von den Kantonen mehr Geld für Bekämpfungsmassnahmen sowie vom Bund ebenfalls ein weitergehendes Engagement. Die Imkerinnen und Imker sind oft als Vereine organisiert und verfügen selber nicht über die hierfür erforderlichen finanziellen Mittel. Kritischen Stimmen geht das Vorgehen der politischen Behörden viel zu langsam.
Im Bundesparlament wurden inzwischen zahlreiche Vorstösse eingereicht:
- 20.4480 | Präsenz der Asiatischen Hornisse. Sich gemeinsam mit den Bienenzüchterinnen und Bienenzüchtern auf den Frühling vorbereiten | Geschäft | Das Schweizer Parlament
- 21.4478 | Die Asiatische Hornisse. Eine neue Bedrohung für Honigbienen | Geschäft | Das Schweizer Parlament
- 21.4503 | Die Asiatische Hornisse. Eine neue Bedrohung für die Honigbienen | Geschäft | Das Schweizer Parlament
- 22.4353 | Schutz der Bienen. Sofortmassnahmen gegen die Bedrohung durch die Asiatische Hornisse | Geschäft | Das Schweizer Parlament
- 23.3998 Motion | Endlich Taten statt schöner Worte bei der Bekämpfung von invasiven Organismen
- 24.3110 Postulat | Massnahmen zur Eindämmung der Asiatischen Hornisse und Prüfung von Massnahmen zur Entschädigung von Imkerinnen und Imkern
- 24.3383 Interpellation | Asiatische Hornisse. Angesichts der rasanten Ausbreitung ist eine gezielte Reaktion des Bundes unerlässlich
- 24.3714 Motion | Asiatische Hornisse. Der Bund muss jetzt handeln!
Bekämpfung von Asiatischen Hornissen mit Bioziden
Am 11. April 2024 hat die Anmeldestelle Chemikalien im Einvernehmen mit weiteren Bundesstellen eine bis zum 24. September 2024 befristete «Allgemeinverfügung über die Zulassung von Biozidprodukten zur Bekämpfung der Asiatischen Hornissen» erlassen (BBl 2024 858). Die Verwendung der darin erwähnten Biozidprodukte war beruflichen Verwenderinnen und Verwendern mit (eingeschränkter) Fachbewilligung vorbehalten. Der Einsatzort blieb zudem auf den Aussenbereich in urbanen Zonen und auf freistehende Bäume beschränkt. Bei Regen, im Wald, in der Nähe von Gewässern und in anderen besonders empfindlichen oder schützenswerten Lebensräumen und Landschaften galt hingegen ein Verwendungsverbot.
Sekundärnester von Asiatischen Hornissen befinden sich jedoch oft gerade im Wald oder auf hohen Bäumen. Daher prüft das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) nun auch noch eine Ausnahmeregelung für das Verwendungsverbot von Biozidprodukten im Wald. Dies ergibt sich aus den parlamentarischen Debatten zur oben erwähnten Motion Hegglin 23.3998. Die Räte haben diese Motion mit einer Änderung angenommen.
Demnach hat das Bundesparlament den Bundesrat beauftragt, zur Bekämpfung invasiver gebietsfremder Organismen, namentlich der Kirschessigfliege und der Asiatischen Hornisse, die Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung (ChemRRV) und, falls nötig, andere Verordnungen möglichst rasch anzupassen.
Hilf mit – Sichtungen melden
Info fauna führt eine Verbreitungskarte der Asiatischen Hornisse in der Schweiz.
Hast Du eine Asiatische Hornisse in der Schweiz gesehen? Dann melde die Sichtung einfach online gleich hier: www.asiatischehornisse.ch.
Nester auf keinen Fall selber entfernen; Meldung an den Identifikationsdienst
Idealerweise entfernen Fachleute aktive Nester der Asiatischen Hornissen im Sommer und Frühherbst. Diese Aufgabe ist bei den Kantonen angesiedelt. Die Imker und Imkerinnen leisten Unterstützung, indem sie Nester suchen und dem offiziell eingerichteten Identifikationsdienst melden sollen (info@apiservice.ch).
Die Arbeitsgruppe «Cercle exotique» (vormals: Invasive Neobiota) hat in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) und dem Bienengesundheitsdiest für die Neobiota-Stellen der Kantone bereits 2017 eine Handlungsempfehlung ausgearbeitet; vgl. auch das Merkblatt mit Fotos auf: 2.7_asiatische_hornisse.pdf (bienen.ch). Fotos von Insekten, bei denen der Verdacht besteht, dass es sich um «Vespa velutina» handelt, sollten Sie zum Bestimmen dem Bienengesundheitsdienst zusenden.
Unseren französischen Artikel über die Asiatische Hornisse findet ihr hier: Frelon asiatique.
Cercle Exotique (CE)
Der Cercle Exotique (CE) unterstützt die Kantone bei ihren Aufgaben gemäss Freisetzungsverordnung im Bereich invasiver Neobiota. Als Neobiota werden gebietsfremde Arten, d.h. Pflanzen (Neophyten) und Tiere (Neozoen) bezeichnet, die nach der Entdeckung Amerikas beabsichtigt oder unbeabsichtigt nach Europa eingebracht wurden.
Exkurs: Einsatz von Schlupfwespen gegen Kirschessigfliegen (Änderung LWG)
Das Parlament hat mit Beschluss vom 16. Juni 2023 (LwG; BBl 2023 1527) das Landwirtschaftsgesetz (LWG) geändert und folgende Neuregelung geschaffen (Ende November 2024: noch nicht in Kraft): Der Bundesrat kann auch zur Bekämpfung von bestimmten «anderen als den besonders gefährlichen Schadorganismen» Massnahmen anordnen, sofern dies für eine landesweite Koordination erforderlich ist (Art. 153a LwG). Als «nicht besonders gefährlich» (aber trotzdem schädigend) gelten bestimmte Schadenorganismen, bei denen keine wirksamen Massnahmen zur Verhinderung ihrer Einschleppung und Verbreitung bestehen (z.B. bei der Kirschessigfliege). Ebenso gewisse Schadenorganismen, die sich so weit verbreitet haben, dass sie den Status als Quarantäneorganismen verloren haben (z. B. San-José-Schildlaus; BBl 2020 3955; 4095 ff.) Eine der gesetzlich zulässigen Bekämpfungsmassnahmen besteht in der Verwendung von anderen Organismen. So werden bereits heute Schlupfwesen gegen die Kirschessigfliegen eingesetzt.
Verwendete Quellen bzw weitere Informationen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Orientalische_Hornisse
https://de.wikipedia.org/wiki/Asiatische_Riesenhornisse
https://www.brisant.de/haushalt/tiere/asiatische-hornisse-148.html
https://bienen.ch/wp-content/uploads/2022/11/2.7_asiatische_hornisse.pdf
(Aktualisierter Text der Originalfassung vom 22. August 2023.)
Jacqueline Cortesi
Asiatische Riesenhornisse gesehen in Muri, Freiamt am Dienstag, 14.5.2024
Olá,
seit 2020 kämpfen wir gegen die Vespa Velutina Nigrithorax, Atlantikkueste von Mittelportugal.
Zuerst töteten wir sie, indem wir sie mit einem Catcher einfingen und zertraten. (Wir, sind mein Mann und ich auf einem halben Hektar Land mit 15 Bienenstöcken.)
Dann hingen wir 10 Fallen mit einem Gemisch aus frischer Hefe, Zucker und Wasser auf, relativer Erfolg bis ca. Mitte August, weil dann steigt die Wespe auf Fleisch um. Wir hingen Fleischfallen auf, das weisse Fleisch beträufelten wir mit Fipronil (Frontline), auch mit relativem Erfolg. Immer weiterhin mit dem Catcher dabei!
Wir erhielten Feromonfallen von unserer Gemeinde, relativer Erfolg. Im Februar hingen wir diese Fallen auf, um die ausschwirrenden Königinnen, die den Winter überleben, zu fangen. Wir fingen ca. 40 Königinnen.
Jetzt im August wurden unsere Bienen wieder massenhaft überfallen, ich bat die zuständigen Behörden verzweifelt um Hilfe, ohne Erfolg.
Darüber regte ich mich furchtbar in unserem nahegelegenen Café auf, und jemand kannte einen Imker der sehr erfolgreich die Wespe folgenderweise bekämpfte:
30 Gramm Schweineschmalz flüssig (erwärmen)
1 Pipette Frontline (Dosierung/Anwendung wie für 60kg Hund)
Das ganze mischen.
Die Wespe mit dem Catcher lebend fangen, festhalten (Handschuh!!!) und mit einem kleinen Pinsel die Mischung auf Hals oder Rücken auftippen. VORSICHT – nicht zu viel, sonst stirbt sie auf dem Weg ins Nest. Denn dort fliegt sie direkt hin, damit die anderen sie säubern, weil sie es selbst nicht schafft. Dadurch infiziert sie die anderen, usw. Das Fibronil wirkt ca. 3 Tage. Diese Prozedur ca. 1 Woche durchziehen, dann müssten alle Nester in der Umgebung infiziert sein und sterben.
Der Imker erzählte uns, er habe 4 Tage lang durchgehend infiziert und kam von 100 Wespen auf 2 Wespen.
Wir haben jetzt 2 Tage infiziert und können eine Reduktion von ca. 50% der Wespen feststellen.
Zum Stich der Vespa Velutina folgendes: Der Stich ist sehr schmerzhaft und kann tödlich sein. Hier sind schon einige Menschen daran gestorben. Ich bin einmal von einer sterbenden Wespe, die ich zerdrückt habe ins Handgelenk gestochen worden, mein Arm schwoll doppelt an und ich hatte eine Woche Schmerzen vom Schultergelenk bis zu den Fingerspitzen. (Ich reagiere nicht allergisch auf Insektenstiche.)
Es betrifft ja nicht nur die Imker. Die Vespa Velutina zerstört Weintrauben, Feigen und anderes Obst. Ich habe gesehen wie sie Grashüpfer, Schmetterlinge und kleine Hummeln gefangen hat. Sie frisst zusammen mit meinen Katzen und Hunden deren Futter, und schaut auch gern mal in der Küche vorbei, wenn es da frisches Fleisch gibt. Von der Bestäubung von Obstbäumen und Gemüse- und Beerenpflanzen durch Bienen und andere Insekten will hier keiner etwas hören. Vor allem in den Tourismusgebieten bloss keine Panik verbreiten.
Ich hoffe, dass Sie meinen Brief an viele Imker weiterleiten.
Mit freundlichen Grüssen
Carmen
Olà Carmen
Vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht.
Fipronil ist als Pflanzenschutzmittel bei Lebensmitteln in der EU und der Schweiz verboten. Sein Einsatz kann nebst Menschen auch Tiere, gerade auch Bienen, gefährden! Bienenvölker wurden auch schon durch dieses früher eingesetzte Pflanzenschutzmittel vergiftet.
In der Schweiz raten die Spezialisten zur Bekämpfung Asiatischer Hornissen auch von Fallen ab, wie in meinem Blogbeitrag erläutert.
Das Totschlagen einzelner Tiere gefährdet die einheimischen Hornissen oder andere Insekten, denn oft kommt es zu Verwechslungen mit den Asiatischen Hornissen.
In der Schweiz gibt es daher den zentralen Meldedienst. Handelt es sich nach Prüfung der bei ihm eingereichten Fotos oder Videos einer Sichtung tatsächlich um eine Asiatische Hornisse oder deren Nest, erfolgt die Vernichtung des Nestes durch Spezialistinnen und Spezialisten im zuständigen Kanton.
Das von dir geschilderte Vorgehen darf somit in der Schweiz nicht angewendet werden. Über die rechtliche Situation in Portugal weiss ich nicht Bescheid. Der Einsatz von Fipronil scheint mir aber der falsche Ansatz und ist bei Euch möglicherweise sogar verboten.
Freundliche Grüsse
Jacqueline Cortesi