Mörderische Bedrohung für unsere Bienen durch Asiatische Hornissen
Schrebergärten sind vom Rückgang der Bienen direkt betroffen.
Honigbienen sterben bekanntlich oft an den Varroamilben. Der Einsatz von Pestiziden und die Reduktion der Anzahl und der Vielfalt von Blüten stellen weitere Bedrohungen unserer Bienenarten dar. Seit 2017 gibt es eine zusätzliche Gefahr: Damals sind in der Schweiz (Jura) erstmals die Asiatischen Hornissen aufgetaucht. Sie stammen ursprünglich aus Zentral- und Ostasien und jagen am liebsten Wild- und Honigbienen. Damit bedrohen diese Wespen auch direkt die Artenvielfalt, über die wir schon hier geschrieben haben.
Gefahr für Biodiversität und Ökosysteme
Die Asiatische Hornisse wurde 2004 in Frankreich nachgewiesen. Von dort aus hat sie sich seitdem in weiten Teilen Europas breit gemacht. Als invasives Insekt bedroht sie durch die intensive und effiziente Bienenjagd ganze Ökosysteme. Sie kann Bienenstöcke im Extremfall vernichten und seltene einheimische Wildbienen ausrotten. Damit schmälert sie die Pflanzenbestäubung. Für den Menschen ist der Stich einer Asiatischen Hornisse nicht gefährlicher als ein Bienenstich.
Europäische Hornissen
Nebst der gewöhnlichen Europäischen Hornisse «Vespa crabro» ist die Orientalische Hornisse «Vespa orientalis» die zweite Art, die natürlicherweise in Europa vorkommt. Sie ist aufgrund ihrer vorwiegend braunen Färbung gut zu erkennen. Zurzeit gibt es von dieser Hornissenart noch keine Funde in der Schweiz.
Die Europäische Hornisse ist die größte Faltenwespe, die in Zentraleuropa lebt. Ihr Stich ist entgegen weit verbreiteter Meinung für eine nicht allergisch reagierende Person nicht gefährlicher als der Stich einer Biene oder Wespe. Die Menge ihres Giftes ist sogar geringer und weniger wirksam. Unsere heimischen Hornissen spielen eine wichtige ökologische Rolle, indem sie den Insektenbestand wie andere Wespenarten, Fliegen, Raupen oder Käfer regulieren.

Asiatische Riesenhornissen
Die – mit der Asiatischen Hornisse nicht etwa zu verwechselnde – Asiatische Riesenhornisse «Vespa mandarinia» wurde auch schon in Nordamerika festgestellt. Sie führt in Japan und China vorwiegend bei allergisch reagierenden Personen jedes Jahr zu Todesfällen.
Der Kopf der Riesenhornisse ist orange und vergleichsweise breit, der Rumpf komplett schwarz. Arbeiterinnen messen etwa 27 bis 45 Millimeter, haben eine Flügelspannweite von ungefähr 76 Millimeter und einen sechs Millimeter langen Giftstachel. Die typische Imkerschutzkleidung schützt nicht vor ihren Stichen. Die Riesenhornisse hat auch schon als «Honigbienenkillerin» Schlagzeilen gemacht. Die Verluste angegriffener Bienenvölker sind in der Tat extrem hoch (durchschnittlich 40 Tiere in einer Minute). Die «Vespa mandarinia» bevorzugt zum Nisten unterirdische Hohlräume. Einzelne oberirdische Nistplätze (wie Baumhöhlen) errichtet sie selten mehr als ein bis zwei Meter über dem Boden.

Hornissen sind invasiv
Das Informationsblatt des Museum National d’Histoire Naturelle (MNHN) hilft beim Auseinanderhalten der «Vespa velutina» von ähnlichen Insekten. Das MNHN stellt online auch eine für Europa laufend aktualisierte Verbreitungskarte der Hornissen bereit; Frelon Asiatique (mnhn.fr).
Vergleiche der Gesamtheit aller Erbinformationen einer Zelle (Genome) zwischen den drei Hornissenarten zeigen, welche Sequenzen ihnen beim Anpassen an fremde Regionen helfen. Den Fachleuten zufolge deuten diese Genome darauf hin, dass Hornissen invasiv sind, weil sie viele Gene besitzen, die an der Erkennung chemischer Signale und an der Reaktion darauf beteiligt sind. Die schnelle Entwicklung solcher Gene erleichtert den Hornissen möglicherweise eine rasche Anpassung an neue Umgebungen (Favreau, E., Cini, A., Taylor, D. et al. Putting hornets on the genomic map. Sci Rep 13, 6232 (2023). https://doi.org/10.1038/s41598-023-31932-x; veröffentlicht am 21. April 2023).
Wie sehen Asiatische Hornissen aus?
Die Asiatische Hornisse ist rund fünfmal grösser als die Honigbiene. Im Vergleich zur Europäischen Hornisse ist sie jedoch ein bisschen kleiner. So misst die asiatische Königin ca. 3 cm, die europäische 3,5 cm.
Bei der Farbgebung gibt es deutlichere Unterschiede: Der Hinterleib der Europäischen Hornisse ist gelb, mit schwarzen Punkten und Banden. Jener der Asiatischen Hornisse ist dunkel, die Brust ist schwarz. Die Europäische Hornisse ist also mit den Rot- und Gelbanteilen heller als die Asiatische (Asiatische Hornisse breiten sich in Deutschland aus: Wie gefährlich sind die Insekten? | Das Erste (mdr.de)).
Luftakrobaten
Die Asiatische Hornisse verfügt über besondere Verhaltensmerkmale, die sie von Europäischen Hornissen deutlich unterscheiden: Sie ist eine Super-Fliegerin und grosse Bienen-Jägerin. Im Vergleich zur gewöhnlichen Europäischen Hornisse «Vespa crabro» lebt die Asiatische Hornisse «Vespa velutina nigrithorax» zudem ihn viel grösseren Schwärmen.
Die Asiatische Hornisse kann rückwärts und sogar an Ort fliegen. Auf diese Weise fängt sie die Bienen im Flug. Anders als die Europäischen Hornissen organisieren sich die Asiatischen Hornissen für die Jagd in Gruppen und warten auch schon mal direkt vor einem Bienenstock auf ihre Beute. Aus Angst schwärmen die Bienen nicht mehr aus. Sie hungern, werden schwach und sterben im schlimmsten Fall.
Während Europäische Hornissen nur im Herbst und nur teilweise Honigbienen erbeuten, ernähren sich die Asiatischen Hornissen im Sommer und Herbst weitgehend von Bienen. Letztere machen bis zu 85 Prozent der erbeuteten Insekten aus.
Die Asiatische Hornisse zerstückelt ihr Opfer so, dass sie nur den Thorax mit der Flugmuskulatur tragen muss. Den Kopf der Biene entfernt sie. Mit dieser Beute deckt sie den Eiweissbedarf ihrer Brutlarven. Die erwachsenen Asiatischen Hornissen ernähren sich selbst nur von den Ausscheidungen der eigenen Larven und später von Fruchtsäften, sobald die Aufzucht der Brut abgeschlossen ist; Asiatische Hornisse (admin.ch).
Fussballgrosse Nester
Im Sommer baut das Volk der Asiatischen Hornissen ein Nest in grosser Höhe auf Laubbäumen, wo es vom Laub oft verdeckt bleibt. Der kleine Nesteingang befindet sich an der Seite. Die Nester können bis auf einen Meter Durchmesser anwachsen. Erst im Herbst, wenn das Laub von den Bäumen fällt, werden die verlassenen Nester sichtbar. Im Spätherbst fliegen die neuen Königinnen nämlich aus. Sie überwintern in einem geschützten Versteck, während die Arbeiterinnen sterben.
Die Europäischen Hornissen bauen ihre Nester dagegen selten im Freien, eher geschützt in Baumhöhlen oder Scheunen. Der grosse Nesteingang ist an der Unterseite angebracht.
Schutz der Bienenstöcke
Die bei Weitem wirksamste Bekämpfungsmethode der invasiven Asiatischen Hornissen ist das Vernichten ihrer Nester. In Frankreich werden jagende Arbeiterinnen auch mit Fallen gefangen. Der schweizerische Bienengesundheistdienst (BGD, apiservice) rät davon ab. Das Aufstellen von Fallen beurteilt er als nicht hinreichend wirksam. Zudem schaden solche Fallen, weil sie nicht selektiv sind, bzw. sich auch andere Insektenarten darin verfangen.
Der Bienengesundheitsdienst weist die Imkerinnen und Imker darauf hin, dass sie die Fluglöcher der Bienenkästen allenfalls mit einem Gitter schützen können, um die Überlebenswahrscheinlichkeit der Bienenvölker zu erhöhen.
Nester auf keinen Fall selber entfernen; Meldung an den Identifikationsdienst
Idealerweise entfernen Fachleute aktive Nester der Asiatischen Hornissen im Sommer und Frühherbst. Diese Aufgabe ist bei den Kantonen angesiedelt. Die Imker und Imkerinnen leisten Unterstützung, indem sie Nester suchen und dem offiziell eingerichteten Identifikationsdienst melden sollen (info@apiservice.ch).
Die Arbeitsgruppe «Cercle exotique» (vormals: Invasive Neobiota) hat in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) und dem Bienengesundheitsdiest für die Neobiota-Stellen der Kantone bereits 2017 eine Handlungsempfehlung ausgearbeitet; vgl. auch das Merkblatt mit Fotos auf: 2.7_asiatische_hornisse.pdf (bienen.ch). Fotos von Insekten, bei denen der Verdacht besteht, dass es sich um «Vespa velutina» handelt, sollten Sie zum Bestimmen dem Bienengesundheitsdienst zusenden.
Verwendete Quellen bzw weitere Informationen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Orientalische_Hornisse
https://de.wikipedia.org/wiki/Asiatische_Riesenhornisse
https://www.mdr.de/brisant/ratgeber/asiatische-hornisse-114.html
https://bienen.ch/wp-content/uploads/2022/11/2.7_asiatische_hornisse.pdf
(Jacqueline Cortesi)